Onlinekäufer abgezockt: Elf Rumänen vor Gericht
339 Opfer zahlten für Waren, die es nicht gab. Angeklagte waren offenbar die Geldwäscher der Bande.
Es sind zehn Männer im Alter zwischen 21 und 39 Jahren und eine 20-jährige Frau, die seit Dienstag am Landesgericht auf der Anklagebank sitzen. Alle kommen aus Rumänien und aus ärmlichen Verhältnissen.
Geht es nach Staatsanwältin Karin Sperling, so gehören die elf Angeklagten zur „unteren Ebene“einer Profi-Bande, die über vermeintlich seriöse Warenbestellungen im Internet Hunderte Menschen in halb Europa betrogen haben soll. Mit der Vorspiegelung, die Kunden würden direkt auf der Onlineplattform Amazon bestellen, waren potenziellen Käufern Handys, Fernseher oder Waschmaschinen zu sehr niedrigen Preisen angeboten worden. Zumindest 339 Geschädigte aus 15 Ländern überwiesen letztlich insgesamt 172.000 Euro für die vermeintlichen Schnäppchen. In Österreich allein waren es 55 Kunden, die 27.100 Euro zahlten. Die Krux jedoch: Kein einziger Kunde erhielt je die bezahlte Ware. Weil es sie nicht gab.
Konkret lastete Staatsanwältin Sperling den Beschuldigten aber nicht Betrug, sondern Geldwäsche an: „Die Angeklagten sind von zwei gesondert verfolgten, in Rumänien inhaftierten Mittätern angeheuert worden, nach Österreich zu reisen. Hier haben sie mit unrichtigen Daten Wohnsitze angemeldet und dann bei Banken Konten eröffnet“, so die Staatsanwältin. „Später wurden die von den Geschädigten überwiesenen Beträge für die fiktiven Waren von den Angeklagten behoben und weiter transferiert.“
Sperling geht davon aus, dass die „Angeklagten wussten, dass die auf ihren Konten einlangenden Gelder aus betrügerischen Handlungen stammen“. Im Endeffekt seien die elf Rumänen für die nicht ausgeforschten Hintermänner als „money mules“(„Geldkuriere“) tätig gewesen.
Das Gros der Angeklagten bekannte sich am Dienstag nicht schuldig. Mehrere Verteidiger sagten, ihre Mandanten hätten „zwar ein Konto eröffnet, aber nicht gewusst“, dass die Gelder, die auf die Konten flossen, aus Betrügereien stammen würden. RA Michael Hofer betonte, dass die „Leute maximal Handlanger waren. Die Köpfe, die sich die Betrugsmasche ausdachten, sind unbekannt.“Hofers Kollege RA Johann Meisthuber: „Die Chefs sitzen wohl in den Hinterzimmern von Bukarest. Die planen den Betrug und lassen dann irgendwelche Bienen unter falschen Vorgaben ausschwirren.“
Apropos Betrugsmasche: Hintermänner hatten laut Kripo mit falschen Namen und Kontaktdaten E-Mail-Adressen auf Amazon eingerichtet. Kaufwillige wurden dann auf diese Adressen geführt, womit der vorgetäuschte Kaufvertrag nicht mehr über Amazon lief. Mittels fingierter AmazonBestellbestätigung wurden die Käufer dann zur Geldüberweisung auf von den Angeklagten eröffneten Konten aufgefordert. Der Schöffenprozess (Vorsitz: Richter Christian Ureutz) geht heute, Mittwoch, weiter.
„Die Angeklagten sind maximal Handlanger. Die Köpfe sind in Freiheit.“