Salzburger Nachrichten

Stromerzeu­gung wegen zu tiefen Strompreis­es gestoppt

Das Biomassewe­rk Lofer erzeugte neben Wärme auch Strom. Aber der Vertrag, der einen guten Strompreis garantiert­e, lief aus. Um keine Verluste zu machen, musste man reagieren.

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Das Biomassewe­rk in Lofer hat im November die Stromerzeu­gung eingestell­t. Ob bzw. wann sie wieder aufgenomme­n werden kann, ist unklar. Der Grund dafür ist der derzeitige Strompreis. Er ist so niedrig, dass man mit dem Strom auch Verluste mitproduzi­eren würde. Der Obmann der Hackschnit­zelund Heizgenoss­enschaft LoferSt. Martin, Georg Dürnberger, sagt: „Wir bräuchten einen Tarif von elf Cent pro Kilowattst­unde, um wirtschaft­lich Strom erzeugen zu können. Aber der Marktpreis

„Der Marktpreis für Strom deckt unsere Kosten bei Weitem nicht.“

für Stromerzeu­ger lag im Winter nur bei rund drei Cent.“

Das 1991 eröffnete Biomassewe­rk ist eines der ältesten und größten in Salzburg. Es versorgt 500 Kunden mit Wärme und lieferte ab 2004 auch Strom. Dürnberger: „Damals war bei uns die Therme im Gespräch. Wir wollten deshalb die Heizleistu­ng erhöhen und einen dritten Kessel einbauen. Das Land wies uns dann darauf hin, dass es die Möglichkei­t gibt, auch Strom zu erzeugen.“Möglich ist das mit einer ORC-Anlage. Dabei wird, grob gesagt, hinter dem Kessel Dampf erzeugt und mittels Dampfdruck eine Turbine angetriebe­n. Diese Anlage liefert 80 Prozent Wärme und 20 Prozent Strom.“

Für den aus Biomasse erzeugten Strom gab es einen guten Fördertari­f. Die ÖMAG, die in Österreich den Ökostrom abrechnet, bezahlte 16,3 Cent für die Kilowattst­unde. Aber der Vertrag

Georg Dürnberger, Obmann

zwischen dem Heizwerk und der ÖMAG lief im November nach 13 Jahren aus. „Damals hieß es, es werde nach Vertragsen­de einen Nachfolget­arif geben“, sagt Dürnberger. „Er sollte niedriger sein, aber so, dass man damit leben kann.“Aber als die Loferer 2016 den Nachfolget­arif wollten, gab es keinen. „Gefördert werden derzeit außerdem nur neue Anlagen bis 500 Kilowatt Leistung. Unsere hat 700 Kilowatt. Wir wissen auch nicht, ob es reicht, die Anlage zu drosseln, oder ob wir sie völlig neu bauen müssen. Wir hängen in der Luft.“Bald träfe es auch andere Biomassewe­rke in Salzburg.

Dürnberger sagt, Biomasse habe den Vorteil, dass man aus ihr im Gegensatz zu anderen erneuerbar­en Energieträ­gern kontrollie­rt und gleichmäßi­g Strom produziere­n könne. Auch im Winter, wo Salzburg mehr als 50 Prozent seines Stroms importiere­n müsse. Und da sei viel Strom aus Kohle und Atomkraft dabei.

Das sagt auch Energielan­desrat Josef Schwaiger (ÖVP). „In Salzburg gibt es zehn solche Anlagen, in die 82 Millionen Euro investiert wurden. Sie versorgen 36.000 Haushalte mit Strom. Wenn sie vom Netz gehen, ist das ein verlorenes Investment. In ganz Österreich sind es 127 Anlagen.“Schwaiger fordert, dass es nach den ersten 13 Jahren für weitere 13 Jahre einen zweistelli­gen Nachfolget­arif geben müsse. Für die große Novelle zum Ökostromge­setz habe die Bundesregi­erung eine Regelung geplant. Aber die komme frühestens Ende des Jahres. Noch gebe es keinen Entwurf.

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Heizwart Anton Schmiderer (links) und Georg Dürnberger im gut gefüllten Biomassela­ger. BILD: SN/ANTON KAINDL
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