Gesichter von Einzelnen in Zeiten des Pathos der Masse
Zur Parlamentswahl im Jahr 2013 war die deutsche Fotografien Jutta Benzenberg nach Albanien gereist. 30 Tage lang begleitete sie den Herausforderer und jetzigen Ministerpräsidenten Edi Rama bei Wahlveranstaltungen.
Im Salzburger Fotohof sind derzeit die Bilder dieser Reise zu sehen. Es wird dabei allerdings nicht der Wahlkampf oder die Propaganda dokumentiert. Benzenberg nutzt den Wahlkampf lediglich als Vorlage, um den Menschen näherzukommen in einer Zeit, die in dem Land am Balkan von Massenkundgebungen und Pathos geprägt ist.
Benzenberg gelingt es mit ihren Aufnahmen, Individuen zu zeigen, obwohl die auch gleichzeitig Teilnehmer emotional aufgeladener Großveranstaltungen sind. Dass Benzenberg Albanien schon seit den frühen 1990er-Jahren bereist, hilft ihr dabei sichtlich, in ihren Bilder nicht nur Menschen zu zeigen, sondern auch dieses immer noch an den Rand Europas geschobene Land ein kleines bisschen besser sichtbar zu machen.
In der Vorbereitung auf ihre erste Reise nach Albanien hatte die deutsche Fotografin 1991 ihren Mann kennengelernt, den mittlerweile verstorbenen albanischen Journalisten Ardian Klosi. Gemeinsam bereiste das Paar das Land am Balkan immer wieder. Benzenbergs Bilder hielten damals den politischen und gesellschaftlichen Umbruch eines Landes fest, das eine schiere Ewigkeit vom Rest der Welt abgeschlossen war. Sie zeigt dabei stets Menschen, widmete sich unter anderem Alten oder auch der Armut in den Dörfern. Daraus entstand der Fotografie-Band „Albanisches Überleben“. Und es gab über das politische Engagement ihres Ehemannes sehr früh den Kontakt zum heutigen albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama, der früher Künstler war. „Mein Mann und Edi Rama haben 1990 Seite an Seite für den Umbruch in Albanien gekämpft“, erzählte Benzenberg in einem Interview. Bereits während seines Wahlkampfs für das Bürgermeisteramt in Tirana war sie mit ihm unterwegs. 2013 war sie wieder mit ihm im Wahlkampf. Doch nicht der Kandidat als Objekt, sondern das Rundherum, die Stimmung, die Gefühle und auch viele scheinbare Nebensächlichkeiten interessierten sie. Daraus entstand eine kraftvolle Bilderreihe.