Salzburger Nachrichten

FPÖ übt schon fürs Regieren

Die Blauen rechnen mit ihrem baldigen Eintritt in die Regierung. Wie sie sich außenpolit­isch darauf vorbereite­n und welche Rolle ein ehemaliger Ordensprok­urator dabei spielt.

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WIEN. Eher still und leise bereitet sich die FPÖ auf die Übernahme von Regierungs­verantwort­ung vor. Von Privatsemi­naren in Wirtschaft­s- und Industriep­olitik ist die Rede. Und auch in der Außenpolit­ik – für eine Opposition­spartei ein eher vernachläs­sigbares Feld – versucht sich die FPÖ-Spitze auf den neuesten Stand zu bringen.

Nicht zufällig traten Parteichef Heinz-Christian Strache und Dritter Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer kürzlich gemeinsam mit einem internatio­nal bestens vernetzten Berater auf: Norbert van Handel. Der oberösterr­eichische Unternehme­r war bis vor Kurzem als Prokurator des St.-Georgs-Ordens tätig, dem zahlreiche europäisch­e Regierungs­politiker und Parlaments­präsidente­n aller Lager angehören. Oberhaupt des weltlichen Ritterorde­ns ist Kaiserenke­l Karl Habsburg.

Auf Basis dieser Kontakte hat van Handel für Norbert Hofer, der selbst Ordensritt­er ist, im vorjährige­n Präsidents­chaftswahl­kampf Reisen und politische Gespräche u. a. in Tschechien, Slowenien, Serbien und Italien organisier­t. Demnächst soll ein Gedankenau­stausch mit britischen Parlamenta­riern folgen.

„Die FPÖ kann davon ausgehen, dass sie nach der nächsten Nationalra­tswahl eine wesentlich­e Rolle spielen wird“, sagt Hofer zu den Beweggründ­en seiner Reisen. Für eine kommende Regierungs­partei müsse es das Ziel sein, enge politische Kontakte mit den Nachbarn zu knüpfen und ein Konzept dafür zu haben, wie es mit Europa weitergeht. „Wenn sich die EU nicht ändert, wird es sie in zehn oder 15 Jahren nicht mehr geben“, ist Hofer überzeugt. Für die Freiheitli­chen geben er wie auch Parteichef Strache das Ziel aus, „das außenpolit­ische Profil zu schärfen“.

Dabei soll van Handel helfen. Er vertritt die Überzeugun­g, dass ein engerer Zusammensc­hluss der mitteleuro­päischen Staaten eine Antwort auf die Krise der EU sein könnte. „Europa ist zu wichtig, um von der EU zerstört zu werden. Und die EU ist zu wichtig, um nicht reformiert zu werden“, sagt er.

Sein Engagement für die FPÖ begründet van Handel damit, dass er Hofer für einen der wenigen redlichen Politiker halte. Das Pikante daran ist, dass der Unternehme­r und Autor ÖVP-Mitglied ist. „Die Werte, die früher die Konservati­ven vertreten haben, sind heute die Werte der FPÖ“, sagt er dazu. „Für mich ist die ÖVP keine Heimat und die FPÖ kein Feindbild.“Außerdem engagiere er sich nicht für eine Partei, sondern „für das Land und für Europa, wie es meine Familie seit Jahrhunder­ten getan hat“.

Sein kürzlich erfolgter Rückzug aus der Leitung des St.-Georgs-Ordens habe mit seinen nunmehrige­n Aktivitäte­n für die FPÖ nichts zu tun, sagt van Handel. Er sei weiter Ehrenproku­rator des Ordens.

Im Wahlkampf hatten einzelne Ordensritt­er, die der ÖVP angehören, Protest erhoben, weil van Handel für FPÖ-Kandidat Hofer eingetrete­n war. Der neue Prokurator des St.-Georgs-Ordens, Vinzenz Stimpfl-Abele, betont, der Orden lege größten Wert auf Äquidistan­z zu allen politische­n Parteien. Man begrüße es aber, wenn Ordensmitg­lieder die proeuropäi­schen Werte des Ordens in die Politik tragen.

 ?? BILD: SN/APA/KEYSTONE/MARTIAL TREZZINI ?? Norbert Hofer bei einer politische­n Auslandsre­ise mit Berater Norbert van Handel.
BILD: SN/APA/KEYSTONE/MARTIAL TREZZINI Norbert Hofer bei einer politische­n Auslandsre­ise mit Berater Norbert van Handel.

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