Die Première Dame holte sich Tipps bei ihrer Vorgängerin
Brigitte Macron soll im Élysée-Palast eine neue Rolle ausfüllen. Emmanuel Macron schafft dafür einen eigenen Status.
Emmanuel und Brigitte Macron werden als bisher ungewöhnlichstes Präsidentenpaar der französischen Geschichte in den ÉlyséePalast einziehen. Nicht nur ist die Ehefrau des frisch gewählten Staatschefs 25 Jahre älter als ihr Mann – sie war zu Schulzeiten auch seine Lehrerin. Kein Wunder, dass die Beziehung der beiden nicht nur in Frankreich für Schlagzeilen gesorgt hat.
Mit 64 Jahren wird Brigitte Macron, Spitzname „Bibi“, nun die Première Dame ihres Landes. Eine Rolle, auf die sich frühere Französischund Theaterlehrerin bereits vorbereitet hat. Von der früheren Premiere Dame Carla Bruni-Sarkozy hat sie angeblich Tipps für die Imagepflege als Bewohnerin des Präsidentenpalasts erbeten. Und Emmanuel Macron hat angekündigt, einen eigenen Status für die Première Dame zu schaffen, um ihre Rolle klar zu definieren. Nur wenige zweifeln daran, dass sie diese Rolle perfekt ausfüllen kann.
Ähnlich wie einst Nicolas Sarkozy und das frühere Topmodel Bruni sind Emmanuel und Brigitte Macron ein Glücksfall für die Klatschpresse. „Paris Match“, das bekannteste aller französischen PeopleMagazine, bringt das Paar regelmäßig auf die Titelseite. Zu verlockend ist die Geschichte über den intellektuellen ehemaligen Wirtschaftsminister, der sich als Jugendlicher in seine verheiratete Lehrerin verliebte; deren Kinder so alt sind wie er und die heute siebenfache Großmutter ist.
Großmütterlich aber tritt Brigitte Macron beileibe nicht auf: Die blonde, schlanke und braun gebrannte Mittsechzigerin mit dem breiten Lächeln ist bekannt für so schicke wie körperbetonte Garderobe: Wo er manchmal etwas steif und brav wirkt, verstrahlt sie unbekümmert Lebensfreude. Manch einer lästert allerdings, sie übertreibe es mit kurzen Kleidern und hohen Absätzen ein wenig. Und mancher empfand sie im Wahlkampf ihres Mannes als etwas zu allgegenwärtig. Brigitte Macron saß nicht nur bei Auftritten ihres Mannes stets in der ersten Reihe. Sie war auch eine wichtige Beraterin, bereitete seine Auftritte mit vor, feilte an seinen Reden. Manchmal wirkte es, als sei sie noch immer seine Lehrerin – wie einst in der Jesuitenschule La Providence im nordfranzösischen Amiens, wo sich die beiden kennenlernten.
Macron war damals 15 Jahre alt und besuchte einen Theaterkurs, den die damals 39-jährige Brigitte Auziere, verheiratet und Mutter von drei Kindern, leitete. Im folgenden Schuljahr überarbeiteten beide gemeinsam ein Theaterstück für eine Aufführung – die Beziehung wurde immer stärker, und auch immer unmöglicher. Die aus der angesehenen Chocolatiers-Familie Trogneux stammende Lehrerin überzeugte ihren Schüler, Amiens zu verlassen und an das Pariser Elitegymnasium Henri IV zu wechseln. Beide blieben aber in engem Kontakt.
15 Jahre nach dem Kennenlernen war es so endlich so weit: Das Paar heiratete im nordfranzösischen Badeort Le Touquet. Und Brigitte Macron begleitete den kometenhaften Aufstieg ihres Mannes.
Im Wahlkampf kokettierte Macron mit der ungewöhnlichen Ehe, stärkte sie doch seinen Nimbus als Mann, der sich nicht um Konventionen schert und Widerstände überwindet. Seine Familie sei „ein wenig anders“, sagte er vor Anhängern, „und ich stehe vollkommen dazu“.
Beide überwanden hohe Hürden, bevor ihre Beziehung akzeptiert wurde. „Unsere Geschichte hat uns einen hartnäckigen Willen eingehämmert, nichts dem Konformismus zu überlassen“, resümiert Macron. In wenigen Tagen werden „Manu“und „Bibi“in den ÉlyséePalast einziehen.