Macron steht erst am Beginn
Wenn Emmanuel Macron Ende Juni erstmal zum EU-Gipfel nach Brüssel kommt, werden seine 27 Kollegen bereits wissen, mit wem sie es zu tun haben: Ob der 39-jährige Senkrechtstarter bei den Wahlen auch die Nationalversammlung erobert hat oder mit komplizierten Kompromissen regieren muss. Ob er seine Ideen zu Europa ernst meint und wie sie genau aussehen.
In den vergangenen Jahren sind aus Paris kaum hilfreiche Initiativen gekommen, das Vakuum hat Berlin gefüllt – freiwillig oder unfreiwillig. Jetzt besteht die Hoffnung, dass der deklariert europafreundliche Macron gemeinsam mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel auch schwierige Punkte wie Bankenunion und Reform der Eurozone angeht. Eine engere Kooperation bei Verteidigung und Sicherheit in der EU könnte mit einem Pragmatiker wie Macron ebenfalls vorankommen.
Doch auch ein noch so intelligenter und eloquenter Politiker kann die Differenzen in der EU nicht wegzaubern. Deutschland wird wohl weiter gemeinsame EU-Schulden ablehnen, die nationalistischen Regierungen in Ungarn und Polen werden weiter Ärger machen und der Brexit, der Austritt Großbritanniens, wird weiter Zeit und Energie erfordern.
Schon richtig, die Franzosen haben für den dritten Etappenerfolg im Widerstand gegen Rechtsaußen in Europa gesorgt – nach den Österreichern und den Niederländern.
Emmanuel Macron und seine Bewegung bringen tatsächlich frischen Elan und Courage in die französische und europäische Politiklandschaft. Es ist eine Chance, nicht mehr. Das sieht auch Macron so. Die Videobotschaft, die per E-Mail an die Fans verschickt wurde, hatte den Betreff: „Alles beginnt.“