Die „Generation Porno“auf Augenhöhe aufklären
Jugendliche sollen künftig an Schulen mit Gleichaltrigen über Sex, Verhütung und HIV sprechen: Ein neues Projekt des Life Balls. Warum dies auch 2017 noch dringend nötig ist.
Was beschäftigt Jugendliche, wenn es um das Thema Sex geht? „Die größte Sorge bleibt, dass man schwanger werden könnte. Sich vor HIV zu schützen ist ein Randthema“, erzählt Maximilian Wolf vom Hamburger Verein Jugend gegen Aids e. V. Es ist kein neues Phänomen, dass Themen wie Gesundheitsvorsorge, sexuell übertragbare Krankheiten und Sexualität zusehends aus dem Fokus junger Menschen rücken. Dies soll nun ein Präventionsprojekt von LIFE+ gemeinsam mit Jugend gegen Aids e. V. sowie dem Bildungs-, Gesundheitsund Jugendministerium ändern.
60 speziell ausgebildete Jugendliche werden dabei in Österreichs Schulen auf Aufklärungstour geschickt. „Gerade unter Jugendlichen wird das Thema verharmlost. Um mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, werden 16- bis 18-Jährige ausgebildet, die wiederum ihrerseits Mitschüler informieren – Aufklärung geschieht auf Augenhöhe“, sagt Life-Ball-Organisator Gery Keszler. Einer dieser Botschafter ist Christoph. Der 16-jährige Schüler des Oberstufenrealgymnasiums der Wiener Sängerknaben hat in einem zweitägigen Kurs in den vergangenen Tagen das Basiswissen für seine zukünftige Aufgabe erhalten. „Natürlich erfolgt im Unterricht Aufklärung, aber das ist sehr technisch vermitteltes Wissen, in einer Fachsprache, die bei den Jugendlichen nicht ankommt“, erzählt Christoph. Ihm sei es wichtig, „plastisch die Risiken und Folgen zu vermitteln“.
Doch ist dies im Jahr 2017, wo Jugendliche scheinbar alles wissen, den Beinamen „Generation Porno“tragen und zu allen Informationen über das Smartphone Zugriff ha- ben, noch nötig? Die Antwort lautet: Ja. „Jeder hat gefühlt alles schon gesehen, aber keiner kann es einordnen“, erzählt Daniel Nagel, Jugend gegen Aids e. V. Hinzu kommt, dass HIV/Aids ihren Schrecken verloren haben. „Viele denken, sie nehmen einfach eine Pille dagegen und führen dann ohnehin ein normales Leben“, erzählt Katharina, die auch bald als Aufklärungsbotschafterin durch Schulen ziehen wird. Nachsatz: „Dass man andere anstecken könnte oder dass es neben HIV andere sexuell übertragbare Krankheiten gibt, wird bei vielen außer Acht gelassen.“
Ein Eindruck, den auch Wolf bestätigt. „HIV und Aids werden bei Jugendlichen gleichgesetzt mit Drogen, Sex und Afrika. Das sind Themen, die alle ganz weit weg für die Jungen sind. Erst wenn sich jemand im Bekanntenkreis infiziert, erfolgt der große Schock.“
Als kleine „Belohnung“für ihren Einsatz dürfen die Jugendlichen einen Tag nach dem offiziellen Life Ball (10. Juni) ihre eigene Party feiern. Zum ersten Mal gibt es im Wiener Rathaus einen Life Ball für Jugendliche mit internationalen DJs und Stars.
„Gerade unter Jugendlichen wird das Thema verharmlost.“Gery Keszler, Life-Ball-Chef