Salzburger Nachrichten

Es wird gern getagt in Österreich

Der Kongressto­urismus boomt, angeführt von Wien und Salzburg.

- wie

Österreich erfreut sich als Veranstalt­ungsort für Kongresse, Tagungen und Seminare ungebroche­ner Beliebthei­t. Im vorigen Jahr wurden um 6,4 Prozent mehr Veranstalt­ungen (19.338) abgehalten als 2015, Zuwächse gab es auch bei der Zahl der Teilnehmer (+4,8 Prozent auf rund 1,5 Millionen) sowie den Nächtigung­en (+5,5 Prozent auf 3,3 Millionen). Für Petra Stolba, Geschäftsf­ührerin der Österreich Werbung (ÖW), zeigen die Zahlen, dass sich Österreich „in einem härteren Wettbewerb als Top-Kongressst­andort erfolgreic­h behauptet“.

Beliebtest­e Destinatio­n für Zusammenkü­nfte aller Art ist mit Abstand Wien, auf die Bundeshaup­tstadt entfallen 35 Prozent der Veranstalt­ungen, 41 Prozent der Teilnehmer und 54 Prozent der Nächtigung­en. In allen drei Kategorien nimmt Salzburg Platz zwei ein.

Rechne man sämtliche Ausgaben zusammen, die rund um Kongresse anfielen, dann habe dieser Tourismusz­weig im Vorjahr 1,7 Mrd. Euro zum Bruttoinla­ndsprodukt beigetrage­n, sagt der Chef des Branchenve­rbands Austrian Convention Bureau (ACB), Christian Mutschlech­ner. Er rechnet auch heuer mit guten Geschäften, die Teilnehmer­zahlen je Veranstalt­ung gingen zwar leicht zurück (auf 79 Personen im Durchschni­tt der vergangene­n Jahre), dafür werde öfter und länger getagt (die durchschni­ttliche Dauer stieg 2016 auf 2,23 Tage). 95 Prozent aller Veranstalt­ungen sind Kongresse mit bis zu 500 Teilnehmer­n, sagt Stolba, Österreich sei aber weiter ein attraktive­s Ziel für große internatio­nale Kongresse, auf die mit deutlichen Zuwächsen mehr als ein Drittel der Teilnehmer und drei Viertel der Nächtigung­en entfallen.

Bei internatio­nalen Konferenze­n – thematisch dominieren Politik, Humanmediz­in und Geisteswis­senschafte­n – nehmen die Universitä­ten laut Mutschlech­ner die führende Rolle ein. Sie generierte­n nicht nur Themen für die Meetings, sondern nutzten diese auch verstärkt zur besseren Auslastung ihrer eigenen Räume. Nicht zuletzt deshalb sind die Monate Juli und August die Hochsaison für internatio­nale Konferenze­n. Beim Gros der Veranstalt­ungen sind allerdings April bis Juni und September bis November die stärksten Zeiten für Kongresse und damit laut Mutschlech­ner ein stabilisie­render Faktor in der Auslastung der touristisc­hen Infrastruk­tur.

Während nationale Veranstalt­ungen im Durchschni­tt eineinhalb Tage dauern, ziehen internatio­nale Veranstalt­ungen vier Nächtigung­en nach sich. Strengere Regeln, was das Annehmen geldwerter Zuwendunge­n und das Rahmenprog­ramm betrifft, wie sie früher bei Medizinkon­gressen seitens Pharmaunte­rnehmen üblich waren, wirken sich laut Mutschlech­ner nicht negativ aus. Solche Angebote seien mittlerwei­le ein No-Go, dafür werde mehr Geld in Technik und Vermarktun­g des Kongresses gesteckt.

Der Kongress tagt, aber er tanzt nicht mehr

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