Spaß Wie viel darf sein?
Sticheleien gehören im Profifußball dazu. Der Grat zwischen Scherz und Provokation ist jedoch sehr schmal. Vor allem zwischen Red Bull Salzburg und Rapid bleibt es nicht immer bei einer gesunden Rivalität.
SALZBURG.
Ein falsches Wort. Ein zweideutiges Bild. Ein provokantes Posting. All das kann schon zu viel des Guten sein, wenn in der österreichischen Fußball-Bundesliga Red Bull Salzburg und Rapid aufeinandertreffen. Auch vor dem Duell am kommenden Samstag gehen die Wogen hoch. Auslöser ist Salzburgs „Mission 33“(siehe Daten & Fakten). In der 33. Runde wollen die Bullen ihren vierten Titelgewinn in Folge fixieren.
Das gut gemeinte Späßchen ist nicht überall als solches angekommen. Bei Rapid empfand man dies als Provokation, immerhin warten die Hütteldorfer schon seit neun Jahren auf einen Meistertitel, ihren 33. in der Clubgeschichte, genannt „Mission 33“. Die Twitter-Antwort von Rapid ließ nicht lange auf sich warten: „Sorry, das müsst ihr verschieben! In der 34. Runde ist es dann spätestens so weit und wir sind sicher, dass 33 Fans mit euch feiern ;-)“. Worauf wiederum der FC Red Bull Salzburg konterte: „Ihr kennt euch ja aus, wie das so ist . . . wenn man die Mission 33 laufend verschieben muss ;-)“.
Sticheleien gehören zum Fußballgeschäft, doch der Grat zwischen einem Scherz und einer Provokation ist schmal. Deutlich überschritten wurde die Grenze einst von Rapids Stadtrivalen Austria Wien. Die Wiener feierten ihren Meistertitel nach der Saison 2012/13 ausgelassen – nach der Party bei der Tellerübergabe im eigenen Stadion auch noch eine Woche später in der Red-Bull-Arena. Trainer Peter Stöger präsentierte den Teller den mitgereisten AustriaFans, sein Assistenzcoach Manfred Schmid lief in Lederhosen gekleidet gar eine ganze Stadionrunde. Später entschuldigte sich die Austria für diese Unsportlichkeit.
Red Bull Salzburg düpiert die Konkurrenz seither auf dem sportlichen Weg. Die Bullen avancierten zum Serienmeister, stehen aktuell vor dem vierten Titelgewinn in Serie. Das ist vor Salzburg nur Austria Wien (1978 bis 1981) gelungen. Die Konkurrenz versucht sich zu wehren, nicht immer wird der rein sportliche Weg gewählt.
Rapid etwa präsentierte vor einigen Monaten den EnergydrinkKonzern Dark Dog als neuen Sponsor. Laut Vertrag wird bis Ende der Saison 2018/19 ausschließlich das Brausegetränk des Red-Bull-Konkurrenten im Allianz-Stadion ausgeschenkt. Und Christoph Peschek, Wirtschafts-Geschäftsführer des SK Rapid, verkündete keck: „Bei uns können die Salzburger lange nach ihrem Getränk suchen. Aber wir sind ein Red-Bull-freies Stadion, und das wird auch so bleiben.“Dass diese Stichelei zur Deeskalation auf dem Spielfeld beiträgt, darf, nein, muss bezweifelt werden. Denn auch auf dem Platz kommt es beim Duell der beiden Rivalen immer wieder zu Reibereien.
Stefan Maierhofer, mit Rapid Meister und Fanliebling in Hütteldorf, wurde 2012 nach seinem Wechsel zu den Bullen zum Feindbild. Maierhofer verriet damals: Er habe bereits vor dem entscheidenden Spiel in Wien Droh-SMS aus Hütteldorf bekommen. Auch auf seiner Homepage war der damalige Bullen-Held wüst angegriffen worden. Der bullige Angreifer provozierte mit Gesten und brachte mit unschönen Aktionen auf dem Platz das Fass fast zum Überlaufen.
Auch Andreas Ivanschitz hat man seinen Wechsel 2006 von Rapid zu Red Bull Salzburg nicht verziehen. Die Anfeindungen gingen so weit, dass Salzburg beim Spiel in Wien darauf verzichtete, Ivanschitz, den die Rapid-Fans jahrelang verehrt hatten, auf das Feld zu schicken. Rapid-Sportdirektor Peter Schöttel hatte damals wenig nachvollziehbar betont: „Es wird ein ganz heißes Spiel für den Andi.“Rasseln gehört zum Fußballgeschäft. Aber so weit, dass man auf einen Spieler aus Schutzmaßnahmen freiwillig verzichtet, darf es bei aller Rivalität nicht kommen.