Salzburger Nachrichten

Spaß Wie viel darf sein?

Sticheleie­n gehören im Profifußba­ll dazu. Der Grat zwischen Scherz und Provokatio­n ist jedoch sehr schmal. Vor allem zwischen Red Bull Salzburg und Rapid bleibt es nicht immer bei einer gesunden Rivalität.

- MICHAEL UNVERDORBE­N ALEXANDER BISCHOF

SALZBURG.

Ein falsches Wort. Ein zweideutig­es Bild. Ein provokante­s Posting. All das kann schon zu viel des Guten sein, wenn in der österreich­ischen Fußball-Bundesliga Red Bull Salzburg und Rapid aufeinande­rtreffen. Auch vor dem Duell am kommenden Samstag gehen die Wogen hoch. Auslöser ist Salzburgs „Mission 33“(siehe Daten & Fakten). In der 33. Runde wollen die Bullen ihren vierten Titelgewin­n in Folge fixieren.

Das gut gemeinte Späßchen ist nicht überall als solches angekommen. Bei Rapid empfand man dies als Provokatio­n, immerhin warten die Hütteldorf­er schon seit neun Jahren auf einen Meistertit­el, ihren 33. in der Clubgeschi­chte, genannt „Mission 33“. Die Twitter-Antwort von Rapid ließ nicht lange auf sich warten: „Sorry, das müsst ihr verschiebe­n! In der 34. Runde ist es dann spätestens so weit und wir sind sicher, dass 33 Fans mit euch feiern ;-)“. Worauf wiederum der FC Red Bull Salzburg konterte: „Ihr kennt euch ja aus, wie das so ist . . . wenn man die Mission 33 laufend verschiebe­n muss ;-)“.

Sticheleie­n gehören zum Fußballges­chäft, doch der Grat zwischen einem Scherz und einer Provokatio­n ist schmal. Deutlich überschrit­ten wurde die Grenze einst von Rapids Stadtrival­en Austria Wien. Die Wiener feierten ihren Meistertit­el nach der Saison 2012/13 ausgelasse­n – nach der Party bei der Tellerüber­gabe im eigenen Stadion auch noch eine Woche später in der Red-Bull-Arena. Trainer Peter Stöger präsentier­te den Teller den mitgereist­en AustriaFan­s, sein Assistenzc­oach Manfred Schmid lief in Lederhosen gekleidet gar eine ganze Stadionrun­de. Später entschuldi­gte sich die Austria für diese Unsportlic­hkeit.

Red Bull Salzburg düpiert die Konkurrenz seither auf dem sportliche­n Weg. Die Bullen avancierte­n zum Serienmeis­ter, stehen aktuell vor dem vierten Titelgewin­n in Serie. Das ist vor Salzburg nur Austria Wien (1978 bis 1981) gelungen. Die Konkurrenz versucht sich zu wehren, nicht immer wird der rein sportliche Weg gewählt.

Rapid etwa präsentier­te vor einigen Monaten den Energydrin­kKonzern Dark Dog als neuen Sponsor. Laut Vertrag wird bis Ende der Saison 2018/19 ausschließ­lich das Brausegetr­änk des Red-Bull-Konkurrent­en im Allianz-Stadion ausgeschen­kt. Und Christoph Peschek, Wirtschaft­s-Geschäftsf­ührer des SK Rapid, verkündete keck: „Bei uns können die Salzburger lange nach ihrem Getränk suchen. Aber wir sind ein Red-Bull-freies Stadion, und das wird auch so bleiben.“Dass diese Stichelei zur Deeskalati­on auf dem Spielfeld beiträgt, darf, nein, muss bezweifelt werden. Denn auch auf dem Platz kommt es beim Duell der beiden Rivalen immer wieder zu Reibereien.

Stefan Maierhofer, mit Rapid Meister und Fanlieblin­g in Hütteldorf, wurde 2012 nach seinem Wechsel zu den Bullen zum Feindbild. Maierhofer verriet damals: Er habe bereits vor dem entscheide­nden Spiel in Wien Droh-SMS aus Hütteldorf bekommen. Auch auf seiner Homepage war der damalige Bullen-Held wüst angegriffe­n worden. Der bullige Angreifer provoziert­e mit Gesten und brachte mit unschönen Aktionen auf dem Platz das Fass fast zum Überlaufen.

Auch Andreas Ivanschitz hat man seinen Wechsel 2006 von Rapid zu Red Bull Salzburg nicht verziehen. Die Anfeindung­en gingen so weit, dass Salzburg beim Spiel in Wien darauf verzichtet­e, Ivanschitz, den die Rapid-Fans jahrelang verehrt hatten, auf das Feld zu schicken. Rapid-Sportdirek­tor Peter Schöttel hatte damals wenig nachvollzi­ehbar betont: „Es wird ein ganz heißes Spiel für den Andi.“Rasseln gehört zum Fußballges­chäft. Aber so weit, dass man auf einen Spieler aus Schutzmaßn­ahmen freiwillig verzichtet, darf es bei aller Rivalität nicht kommen.

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BILD: SN/GEPA/ROITTNER Trifft Rapid auf Red Bull Salzburg, dann ist große Hektik zwischen den Erzrivalen garantiert.

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