Die Logistik erfindet sich neu
Aktuelle Marktentwicklungen erfordern Anpassungen in der Logistik – Digitalisierung als Innovationstreiber – Branchenmesse „transport logistic“von heute, Dienstag, bis 12. Mai in München.
SALZBURG. Keine Frage: Die Logistik wird schnelllebiger und muss sich an neue Gegebenheiten im Markt anpassen. Beispielsweise entwickelt sich mit der Digitalisierung der klassische Einkauf weg vom stationären hin zum Onlinehandel. Damit wachsen die Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur in Ballungsräumen und damit auch an die Verkehrspolitik. Die beiden Megatrends bleiben die digitale Transformation und damit einhergehend die Etablierung von einheitlichen Standards.
Studie: Deutsche Logistik setzt auf künstliche Intelligenz
70 Prozent der deutschen Logistiker sind dafür, heute schon den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) auf eigene Marktchancen zu überprüfen. 64 Prozent der Fach- und Führungskräfte bewerten insbesondere selbstfahrende Autos als wichtig, um im Geschäft der Zukunft erfolgreich zu sein. Allerdings sehen die Manager Risiken in der KI, wenn es um die Akzeptanz geht – sowohl bei Kunden als auch bei Mitarbeitern. Das sind Ergebnisse des LOGISTIC-Trend-Index 2017 der weltweiten Leitmesse „transport logistic“, die heute, Dienstag, in München eröffnet.
Mit Logistikplattformen in der Cloud und Big-Data-Anwendungen, wie sie beispielsweise von MAN auf der „transport logistic“gezeigt werden, sind bereits erste Meilensteine gesetzt, um die drittgrößte Branche in Deutschland digital zu revolutionieren. KI wird von den Entscheidern der Logistikbranche als wichtige Zukunftstechnologie gesehen, um etwa Fahrzeuge lernen zu lassen, ihre Umgebung zu strukturieren und in Echtzeit auf den Straßenverkehr zu reagieren. Davon profitieren beispielsweise Auslieferungsdienste auf der letzten Meile zum Kunden oder Steuerungssysteme für die Routenplanung.
82 Prozent der deutschen Logistiker sind allerdings der Meinung, dass intelligente Maschinen den Menschen die Arbeit nicht vollständig aus der Hand nehmen sollten, sondern nur assistieren dürfen. Zudem beobachtet aktuell die große Mehrheit der Branchenexperten (70 Prozent) eine ablehnende Haltung bei den Mitarbeitern gegenüber der künstlichen Intelligenz. In der Aus- und Weiterbildung sehen die Fach- und Führungskräfte daher zahlreiche Ansatzpunkte, das künftige Zusammenspiel von Mensch und Maschine besser zu adressieren: So will sich die große Mehrheit darauf konzentrieren, im eigenen Hause die notwendigen Kompetenzen für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu vermitteln (85 Prozent). Im Rahmen der Mitarbeiterausbildung soll sowohl die Datenauswertung (87 Prozent) als auch die Fähigkeit professionalisiert werden, Entscheidungen in der digitalen Transformation effizienter zu treffen (86 Prozent). Nur wenn die notwendigen Kompetenzen in den Unternehmen verankert sind, lassen sich die Chancen der Digitalisierung realisieren.
54 Prozent warnen vor SiliconValley-Gefahr für Deutschland
Knapp drei Viertel der deutschen Logistiker sehen laut Studie die eigene Branche auf künftige Marktveränderungen im internationalen Wettbewerb grundsätzlich gut vorbereitet. 64 Prozent bemängeln jedoch, dass die heimischen Unternehmen zu wenig in Forschung und Entwicklung investieren. 54 Prozent warnen sogar vor der akuten Gefahr, Marktanteile an Wettbewerber aus der Silicon-Valley-Welt zu verlieren. Eines steht fest: Die Start-up-Szene in den USA arbeitet mit Hochdruck daran, nach dem Taxigewerbe auch in das klassische Logistikgeschäft einzusteigen. Dazu zählen webbasierte Apps, mit denen sich Warensendungen direkt bei den Transporteuren buchen lassen – ganz ohne Umweg über eine Spedition.
Fazit: Aktuell besteht eines der wichtigsten Risiken für Digitalisierungsprojekte in der fehlenden Akzeptanz bei den Kunden. Zusammen mit hohen Investitionskosten und Kompetenzmängeln im eigenen Haus werden diese drei Themen als die größten Hindernisse für die Digitalisierung der Transport- und Logistikbranche in Deutschland genannt.