Salzburger Nachrichten

Neuwahl dreht den Eurofighte­r-Ausschuss ab Bei einem vorzeitige­n Ende der Legislatur­periode würde vieles unerledigt liegen bleiben.

- Pur, i.b.

Sollte die gegenwärti­ge Regierungs­krise in einer vorgezogen­en Neuwahl münden, hätte dies weitreiche­nde Auswirkung­en auf zahlreiche Politikfel­der. Vor allem müsste der Ende Mai beginnende Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss gleich wieder seine Arbeit beenden.

Denn laut neuer Regelung darf ein U-Ausschuss während eines laufenden Wahlkampfs nicht tagen, sondern muss seine Tätigkeit vier Monate vor dem Wahltermin einstellen. Eine Neuwahl im September würde den Eurofighte­r-Ausschuss also automatisc­h sofort abdrehen. Nach der Wahl müsste er – so dann noch Interesse daran besteht – neu eingesetzt werden. Die FPÖ hat bereits angekündig­t, sich in diesem Fall für einen dritten Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss verwenden zu wollen. Allerdings ist die Einsetzung eines U-Ausschusse­s ein Minderheit­srecht – und die FPÖ dann vielleicht Regierungs­partei.

Auch viele Reformen würden liegen bleiben, falls es zu einer vorgezogen­en Neuwahl kommt. Etwa die versproche­ne Abschaffun­g der kalten Progressio­n, was für die Steuerzahl­er besonders schmerzhaf­t wäre. SPÖ und ÖVP würden ihre unterschie­dlichen Positionen zu diesem Thema wohl als willkommen­es Wahlkampft­hema nutzen.

Für die Universitä­ten wäre ein Koalitions­bruch bitter. In ihrem neuen Arbeitspro­gramm erklärte sich die Koalition bereit, den Unis den lang gehegten Wunsch einer Studienpla­tzfinanzie­rung (Budgeterhö­hung plus Zugangsbes­chränkunge­n) zu erfüllen. Scheitert die Koalition, ist dieses Verspreche­n hinfällig und die Hochschule­n müssten weiter warten.

Auch das Verspreche­n, 20.000 Arbeitsplä­tze für Langzeitar­beitslose zu schaffen, würde die Regierung im Falle ihres Scheiterns nicht mehr erfüllen können.

Chancen, noch erledigt zu werden, hat die Bildungsre­form. Und Chancen, dass gar kein Eingreifen der Regierung notwendig wird, bestehen beim 1500-Euro-Mindestloh­n und der Arbeitszei­tflexibili­sierung. Hier sieht es nach Einigung der Sozialpart­ner aus.

Auswirkung­en hätte eine vorgezogen­e Neuwahl dagegen auf auf die Wiener Landespoli­tik: Der angeschlag­ene Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) hat angekündig­t, nur noch bis zur Nationalra­tswahl zu bleiben und dann zurückzutr­eten. Dieser Zeitpunkt könnte nun wesentlich rascher kommen als angenommen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria