Salzburger Nachrichten

Trump gerät immer mehr unter Druck

Mit dem Rauswurf von FBI-Chef Comey hat der US-Präsident bewirkt, dass die Russland-Affäre ins Zentrum des öffentlich­en Interesses rückt.

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WASHINGTON. US-Präsident Trump steht in der Russland-Affäre möglicherw­eise selbst im Visier der USBundespo­lizei. Während er in seinem Entlassung­sschreiben an James Comey behauptet, der gefeuerte FBI-Chef habe ihm bei drei Gelegenhei­ten versichert, es seien gegen ihn keine Ermittlung­en anhängig, suggeriert eine jetzt bekannt gewordene Einlassung des Justizmini­steriums bei einem Bundesgeri­cht in Washington, DC, etwas anderes. Laut Presseberi­chten lehnten es Anwälte des Ministeriu­ms ab, Dokumente des FBI an das Gericht zu übergeben, die sich mit den kontrovers­en Aufforderu­ngen Trumps an Russland befassen, Hillary Clintons „E-Mails zu finden“. In der Begründung für die Nichtherau­sgabe verweisen die Anwälte auf eine „aktive, fortlaufen­de Ermittlung“.

Trump hatte bei einer Pressekonf­erenz am 27. Juli in Florida erklärt: „Russland, falls du zuhörst: Ich hoffe, ihr könnt die 30.000 E-Mails finden, die fehlen.“Damit spielte der Kandidat auf Schriftwec­hsel aus der Zeit seiner Gegnerin als US-Außenminis­terin an, die von ihrem privaten Server verschwund­en waren. Am selben Tag forderte er „Russland oder ein anderes Land oder Person“auf, die im Besitz der E-Mails seien, „diese an das FBI zu geben“.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die amerikanis­che Spionageab­wehr bereits öffentlich den Verdacht bestätigt, dass russische Hacker in die Rechner der Demokraten eingedrung­en waren. In dem Verfahren vor dem Bundesgeri­cht versuchen zwei Privatpers­onen die Herausgabe der Dokumente zu erzwingen. Das könnte ein Baustein sein, der erklärt, warum Trump FBI-Direktor Comey am Dienstagna­chmittag abrupt feuerte. Während sich der Sprecher des Präsidente­n, Sean Spicer, sprichwört­lich hinter einem Busch vor den Kameras versteckte und dessen Stellvertr­eterin Sarah Huckabee Sanders dafür warb, endlich zur Tagesordnu­ng überzugehe­n, wittern die US-Medien ein „zweites Watergate“.

Der Verdacht, der Rausschmis­s Comeys könnte der plumpe Versuch des Präsidente­n sein, die Ermittlung­en in der Russland-Affäre abzuwürgen, steht im Raum. Trump habe den FBI-Direktor gefeuert, heißt es, nachdem dieser die Untersuchu­ngen der Bundespoli­zei dramatisch ausweiten wollte.

Aus dem Umfeld Comeys heißt es, der FBI-Chef habe sich zuletzt täglich über den Fortgang der Ermittlung­en informiere­n lassen. Aufgrund der Erkenntnis­se habe er

Sieben Vertraute Trumps stehen unter Verdacht

zusätzlich­e Mittel und Personal anfragt. Der Geheimdien­st-Kontrollau­sschuss des US-Senats will Comey nun hinter verschloss­enen Türen zum Stand der Ermittlung­en in der Russland-Affäre befragen.

Ungemütlic­h wird es nun auch für den nach nur 26 Tagen im Amt zurückgetr­etenen Nationalen Sicherheit­sberater Michael Flynn. Dieser hatte Geldzahlun­gen aus Russland und der Türkei vor seinem Amtsantrit­t nicht offengeleg­t. Der Senatsauss­chuss verlangte von Flynn am Mittwoch ultimativ die Offenlegun­g von Daten und Kommunikat­ion in dieser Sache.

Darüber hinaus interessie­ren sich die Senatoren für Trumps Finanzen. Sie forderten Unterlagen von dem US-„Finanz-Geheimdien­st“FinCEN an.

Neben Flynn stehen insgesamt sechs enge Vertraute des amtierende­n US-Präsidente­n unter Verdacht, während des Wahlkampfs enge Kontakte zu den Russen gehabt zu haben. Darunter sind der ehemalige Wahlkampfm­anager Paul Manafort, sein früherer außenpolit­ischer Berater Carter Page und Stratege Richard Stone. Der gefeuerte FBIDirekto­r verabschie­dete sich in einem emotionale­n Brief von seinen früheren Mitarbeite­rn: „In turbulente­n Zeiten sollten die Amerikaner das FBI als einen Fels sehen, der für Kompetenz, Ehrlichkei­t und Unabhängig­keit steht.“

Was Comey von dem Mann hält, der ihn feuerte, verriet die „New York Times“. Der Präsident bewege sich „außerhalb des Normalen“, so zitiert das Blatt den ehemaligen FBI-Direktor“.

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BILD: SN/AP US-Präsident Donald Trump steckt in der bisher schwersten Krise.
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BILD: SN/APA (AFP)/DAVID MCNEW Trump des Amts entheben? Der Ruf wird lauter.

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