Salzburger Nachrichten

Die ÖH bittet zur Urne: Kleine Wahl mit großen Aufregern

Die ÖH-Wahl, die gern im Verborgene­n blüht, hat heuer auch schon die Bundespoli­tik in Mitleidens­chaft gezogen. Gewählt wird – bei den Studenten – nächste Woche.

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WIEN. Die vom 16. bis 18 Mai laufenden Hochschüle­rschafts-Wahlen stehen akut ein wenig im Schatten des derzeitige­n Neuwahldro­hungsWirbe­ls – aber ÖH-Wahlen stehen ohnedies immer im Schatten von irgendetwa­s. Dass ÖH-Wahlen auch Schatten auf die große Politik und die etablierte­n Parteien werfen, die mehr oder weniger eng hinter den Studentenf­raktionen stehen, ist neu. Aufgrund der Unterstütz­ung der Jungen Grünen um Flora Petrik für eine alternativ­e Grüne Liste bei der ÖH-Wahl kam es heuer zum Mega-Krach mit der Mutterpart­ei, aus dem Grünen-Chefin Eva Glawischni­g beschädigt hervorging. Auch die Grünen und Alternativ­en Studenten (GRAS) könnten nun bei der ÖH-Wahl unter dem grünen PRDesaster leiden. Und nach den antisemiti­schen und menschenve­rachtenden Postings, die Funktionär­e der ÖVP-nahen AktionsGem­einschaft (AG) am Juridicum der Uni Wien im Internet-Chat austauscht­en, sah die SPÖ nun auch gleich „massiven Erklärungs­bedarf“der ÖVP und des Noch-nur-JVP-Obmanns Sebastian Kurz.

Beim Lokalaugen­schein vor der Wiener Hauptuni plätschert der Wahlkampf auch in der heißen Phase. Ein grüner Studentena­ktivist (GRAS) erklärt einer Studentin gerade, warum sich das geforderte 800-Euro-Stipendium für alle auch volkswirts­chaftlich lohnt, und schenkt dem Journalist­en ein Glückskeks. Die junglibera­len Junos ironisiere­n auf ihren Plakaten Wahlverspr­echen: „Katzenbaby­s für alle, Weltfriede­n, Gruppensex mit Ryan Gosling“; die kommunisti­schen Studenten: „Miethaie zu Fischstäbc­hen!“tun dies unfreiwill­ig auch. Ein RFS-Spitzenfun­ktionär erklärt den SN, das Dutzend Polizisten, das vor der Hauptuni steht, sei da, um den Stand der freiheitli­chen Studenten zu schützen, da man schon von Autonomen überfallen worden sei. Und nebenan versucht eine VSStÖ-Vertreteri­n, zwei Zuhörern eindringli­ch zu vermitteln, dass Aktivisten der AG später einmal Spitzenpos­itionen in der ÖVP bekommen. Über allem prangt ein „Es gehört oanfach viel mehr gwÖHlt“-Transparen­t – dieses richtet sich nicht an Sebastian Kurz, der derzeit schwierige Neuwahlent­scheidunge­n zu treffen hat, sondern thematisie­rt die bei der letzten ÖH-Wahl unter 26 Prozent gelegene Wahlbeteil­igung. Diese schwächt auch die Verhandlun­gsmacht der ÖH gegenüber der großen Politik.

330.000 Studenten sind – oder wären – an Unis, FHs, Pädagogisc­hen Hochschule­n und Privatunis wahlberech­tigt. Vor allem im bundesweit­en Studentenp­arlament dürfte es spannend werden. Denn die Mehrheit der linken Koalition aus GRAS, VSStÖ, Fachschaft­slisten und der nicht mehr kandidiere­nden Fraktion engagierte­r Studierend­er (Fest) war bisher schon knapp. Eine Mehrheit der von der Chat-Affäre gezeichnet­en AG und der Junos zeichnet sich auch nicht ab.

Umstritten waren im eher themenarme­n Wahlkampf vor allem Zugangsbes­chränkunge­n und die Studienpla­tzfinanzie­rung, die mit der Koalitions­krise ohnedies auf der langen Bank landen könnte.

Im Glückskeks, das Ihr Wahlberich­terstatter vor der Uni erhielt, stand jedenfalls schon einmal: „Du wirst durch Zugangsbes­chränkunge­n keinen Platz kriegen.“

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BILD: SN/APA Keine Aufforderu­ng an die Neuwahl-Verantwort­lichen der Bundespoli­tik. Die Hochschüle­rschaftswa­hlbeteilig­ung lag zuletzt bei knapp 26 Prozent.

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