„The Donald“rutscht auf einer schiefen Ebene immer tiefer
Kaum hielt man eine Steigerung für möglich. Doch der US-Präsident entlarvt sich als instabil und leicht beleidigt.
Die Amerikaner haben mit ihrer Wahl einen Mann des Wortes ins Weiße Haus geschickt. Er redet beständig darüber, welch klasser Bursch’ er doch sei, wie viel er schon in den ersten hundert Tagen seiner Präsidentschaft erreicht habe, wie groß Amerika jetzt schon nach kurzer Amtszeit sei. Und er übersieht geflissentlich, dass all dies Wunschträume sind.
Die jüngsten Ereignisse belegen, dass der Mann eine atemberaubende und gleichwohl besorgniserregende Entwicklung durchmacht. Er ist angetreten als großsprecherischer Schaumschläger, der von einem Fettnapf in den anderen hüpft. Er hat sich weiterentwickelt zu einem Wortverdreher. Trump hat die Bedeutungsumkehr des Wortes „Fake News“erfunden, indem er seine eigenen Lügen für wahr und alles, was ihm widerspricht, für „fake“erklärt.
Das Ego des Präsidenten ist zwar mindestens so groß wie der Trump-Tower in New York, aber so fragil wie ein Kartenhaus. Der leiseste Hauch von Widerspruch oder Kritik bringt ihn derart in Rage, dass er wild um sich twittert und dabei – wie peinlich – unter Beweis stellt, wie dringend die USA eine Schulreform brauchen: Seine Orthografie ist lausig.
Ein wesentlicher Hinweis auf die Krisenfestigkeit eines Politikers ist sein Umgang mit Kritikern, ernsthaften wie satirischen. Donald Trump, der sich nach wie vor weigert, seine Steuererklärungen offenzulegen, hat hier enormen Nachholbedarf. Ob man ihm nun seine eigene Inkonsequenz im Umgang mit Fakten und Tatsachen vorhält oder seine Großartigkeit satirisch in Zweifel zieht – Trump reagiert immer gleich: wütend und hasserfüllt.
Dabei macht Trump vor niemandem halt. Ein Interview des CBS-Journalisten John Dickerson brach Trump einfach ab, weil ihm eine völlig harmlose Frage nicht passte. Den TalkShow-Präsentator Stephen Colbert verfolgt Trumps Entourage mit biblischem Hass, weil er Trump seine Unzulänglichkeiten und Eitelkeiten vorhält. FBI-Direktor James Comey wurde nicht gefeuert, weil er sich in der ClintonMail-Affäre falsch verhalten hat, sondern weil er die Russland-Kontakte der Trump-Entourage untersuchte.
Aber es wird schlimmer. Dass Trump sich über einen Wahlsieg der rechtsextremen Marine Le Pen gefreut hätte, läuft unter der Rubrik persönliche Vorlieben. Wenn er aber den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un als „smart cookie“bezeichnet, also als „schlaues Bürschchen“, dann verrät das Erschreckendes. Diktatoren, die politische Gegner inhaftieren und umbringen lassen, sind nicht „schlaue Burschen“, sondern blutige Tyrannen. Und sie verdienen Verachtung, nicht herablassende Gönnerhaftigkeit.