Salzburger Nachrichten

Nicht nur Backfisch

Noch nie wurde so viel unterwegs gegessen. Nordsee – Pionier in Sachen „to go“– musste sich dennoch neu erfinden, um wieder auf Erfolgskur­s zu sein.

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SALZBURG. Neben gebackenem Seelachs steht heimischer Bachsaibli­ng auf Couscous auf der Speisekart­e. In der Theke liegen neben dem Russen-Semmerl Austern und Garnelen. Schnell abwischbar­es Plastik ist beim Design Holz und Fliesen gewichen. Die Fisch-Kette Nordsee hat in den vergangene­n zwei Jahren ihr Image kräftig umgekrempe­lt.

Drei Viertel der österreich­weit 33 Filialen sein erneuert worden, sagt Österreich-Chef Alexander Pietsch, die restlichen sollen bis Ende 2018 folgen. Einige Standorte hat man zugesperrt. Nach schwierige­n Jahren – die der deutschen NordseeKet­te auch in Österreich kräftige Verluste brachten – sei das Unternehme­n auf Kurs. Der Umsatz in Österreich kletterte im Vorjahr um sieben Prozent auf 41,6 Mill. Euro. Und das Unternehme­n mit 500 Mitarbeite­rn schreibe Gewinne, betont Pietsch. „Von Grund auf gewandelt hat sich Nordsee schon oft, vielleicht ist gerade das unsere Stärke.“Begonnen hat Nordsee 1896 als Fischer-Genossensc­haft in Bremen, um Fisch der eigenen Flotten auch ins Landesinne­re zu bringen. Schon drei Jahre später eröffnete man einen Standort in Wien. Ende der 1960er-Jahre setzte Nordsee dann aufs Schnellres­taurant-Konzept – lang bevor McDonald’s in den 70erJahren in Deutschlan­d und 1977 schließlic­h in Österreich Fuß fasste. Heute, wo schnelles Essen ein Trend ist, auf den längst auch Supermärkt­e, Tankstelle­n oder Diskonter massiv setzen, hätten sich die Anforderun­gen an Systemgast­ronomie neuerlich komplett verändert, meint Pietsch. „Bedeutete schnelles Essen früher Burger oder Pizzaschni­tte, so umfasst das heute vegane Spezialitä­ten ebenso wie Smoothies.“Punkten könne man mit Innovation – und mit dem Spagat, den billigen Schnellimb­iss ebenso zu bieten wie besondere Spezialitä­ten, für die Kunden auch bereit seien, mehr zu zahlen, glaubt er. Zwar komme von den 1000 Tonnen Fisch, die Nordsee jährlich in Österreich verkauft, der Großteil nach wie vor aus dem Meer. 210 Tonnen etwa sind Alaska-Seelachs, 135 Tonnen Scholle. 31 Tonnen aber seien bereits heimische Fische, und hier setze man auf Bioqualitä­t ebenso wie auf regionale Spezialitä­ten. Bei Meeresfisc­h könne man aus Kostengrün­den noch nicht im großen Umfang auf nachhaltig­en Fang etwa durch das MSC-Gütesiegel set- zen. „Aber das wird ein Thema.“

Beim Ambiente im Lokal setzt man auf Historisch­es, ein Bild an der Wand zeigt Fischer beim Flicken ihrer Netze. Nordsee-Eigentümer sind freilich längst nicht mehr Fischer, sondern der deutsche Milch-Riese Müller sowie der Großbäcker Kamps. Zuletzt gab es Gerüchte über einen Verkauf.

Kommentier­en will man das in Österreich nicht. Hier hofft man auf weiter wachsendes Geschäft. Acht Kilogramm Fisch isst der Österreich­er im Jahr, 20 sind es im EUSchnitt. „Ein typisches Binnenland eben“, meint Pietsch. Das bedeute aber auch noch Chancen. Eine neue Filiale will man heuer noch in Wien eröffnen, Interesse gebe es auch in Salzburg – wo man bisher in der Getreidega­sse und im Europark vertreten ist. Die Zahl von 40 Filialen, die Nordsee in Österreich vor Jahrzehnte­n bereits hatte, „wollen wir jedenfalls wieder erreichen“.

„Gewandelt hat sich Nordsee oft.“Alexander Pietsch, Nordsee

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BILD: SN/NORDSEE
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