Salzburger Nachrichten

Thiem triumphier­t, Djokovic schwächelt

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MADRID. Österreich­s Tennis-Ass Dominic Thiem erreichte am Donnerstag mit einer tollen kämpferisc­hen Leistung das Viertelfin­ale des Masters-1000Tennis­turniers von Madrid. Der 23-Jährige besiegte im Achtelfina­le den Bulgaren Grigor Dimitrow 4:6,6:4,7:6(9) und steht auf der höchsten Ebene unterhalb der Grand Slams zum fünften Mal unter den letzten Acht. Thiem: „Es war wichtig, dass ich wieder einmal so ein enges Match gewinne“.

Ebenfalls ins Viertelfin­ale von Madrid zog der serbische Superstar Novak Djokovic ein, aber Experten zweifeln, ob er die Krise damit schon überwunden hat. Er bezwang am Donnerstag den Spanier Feliciano López mit 6:4, 7:5. Aber war es der erhoffte Befreiungs­schlag auf Sand? Reicht diese Form gegen ganz Große?

In diesem Jahr hat der frühere Dominator und jetzige Weltrangli­sten-Zweite erst ein Turnier (Doha) gewonnen. Dem entgegen stehen vier frühe Niederlage­n (Monte Carlo, Indian Wells, Acapulco, Australian Open). Djokovic ist nicht mehr der Alte. Gründe für die (noch) fehlende Konstanz und Stabilität: Training: Vor wenigen Tagen hat Djokovic die Trennung von seinem Langzeitco­ach Marjan Vajda bekannt gegeben. Der Slowake betreute den langjährig­en Branchenpr­imus über zehn Jahre und führte ihn zu vielen Erfolgen. Mit Vajda wurde auch der Tiroler Fitnesstra­iner und Betreuer Gebhard Gritsch ins Eck gestellt. Djokovic wirkt vor allem auf Sand nicht mehr so fit und damit nicht mehr so unantastba­r. In vielen Schlägen sind Schwächen und unerklärba­re Fehler erkennbar – früher eine Seltenheit. Jetzt bestimmt ein Neuer den sensiblen Tennisstar. Der Guru: Der spanische Ex-Tennisprof­i Pepe Imaz sitzt nun in der Spielerbox bei jedem Spiel. Zufrieden lächelnd verfolgt er jeden Spielzug seines Schützling­s. Imaz selbst bezeichnet sich als „ein göttliches Wesen aus Licht und Liebe“. Dementspre­chend seltsam sollen seine Methoden auf dem Weg zu einer möglichen mentalen Stärke sein. So soll Kuscheln mit einem Plüschbäre­n für Entspannun­g und innere Ruhe bei „Nole“sorgen. Der 42-Jährige aus Logroño soll auch der Grund gewesen sein, weshalb sich Trainer Boris Becker von Djokovic getrennt hat. „Er oder ich“, soll der deutsche Wimbledons­ieger gefordert haben. Unfehlbark­eit: Seine Körperspra­che an die Konkurrenz war über Jahre einzigarti­g. Als wollte er sagen: „Ihr könnt mich fordern, aber nicht schlagen.“Diese Überlegenh­eit ist nun verloren gegangen. Noch mehr: Djokovic scheint von Selbstzwei­feln geplagt, vor allem gefährlich in entscheide­nden Match-Situatione­n, in denen der 29-Jährige einst serienweis­e die Gegner in die Schranken gewiesen hatte. Seine Schläge dagegen haben die Selbstvers­tändlichke­it verloren, das automatisi­erte Spielen wurde zum neuen Denkprozes­s auf dem Platz. Sein erster Aufschlag kommt im Schnitt um 40 km/h langsamer ins Feld. Dazu kommen immer wieder verletzung­sbedingte Pausen wegen Schmerzen am Ellbogen.

Ein zweiter Superstar neben Djokovic kommt ebenfalls nicht in Fahrt: Der Weltrangli­sten-Erste Andy Murray (GBR) verlor am Donnerstag in Madrid gegen den Kroaten Borna Ćorić im Achtelfina­le klar mit 3:6 und 3:6. Ćorić ist der Viertelfin­algegner von Dominic Thiem.

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BILD: SN/AP Novak Djokovic
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