„Über Humor kann man nicht streiten“
Warum Michael „Bully“Herbig ein Schlagzeug im Keller stehen hat, erzählt er im SN-Interview. Und demnächst füttert er seine Fangemeinde wieder im Fernsehen und Kino mit Witzen sowie lustigen Auftritten.
Er ist Comedian, Schauspieler, Filmemacher, Produzent und Gummibärchenbotschafter. Michael „Bully“Herbig steht für Erfolge wie „Der Schuh des Manitu“und Fernsehkult wie „Bullyparade“. Nun sitzt der 48-Jährige in der TalentshowJury zu „It’s Showtime – Das Battle der Besten“. Herbig, der am 20. Juli „Bullyparade – Der Film“in die Kinos bringen wird, bewertet nun bei Sat 1 neben Michelle Hunziker und Sasha also Magier, Akrobaten, Tänzer und Sänger. SN: Wieso sitzen Sie, ein Schauspieler und Comedian, in einer Jury? Herbig: Meine erste Assoziation zu diesem Format war: Warum? Man erfindet das Fernsehen ja nicht neu, die Assoziation „Casting-Show“liegt erst einmal nahe. Aber es ist große Familien-Abendunterhaltung. Was mich letztendlich überzeugte, waren erste Clips von möglichen Kandidaten. Entscheidend war auch, wer noch in der Jury sitzt. Das passte. Sasha kenne ich schon eine Weile, Michelle von meinen Besuchen bei „Wetten, dass . . ?“. Und jetzt kann ich mir die Show direkt von der ersten Reihe aus ansehen. SN: Solche Sendungen würden Sie sich auch privat anschauen? Ja. Ich bin kein „Tatort“-Seher. Nicht weil ich es nicht mag, es gibt sicher ganz viele tolle Folgen! Aber es verschlägt mich einfach immer woandershin, ich verirre mich da nicht hin. Bei „It’s Showtime“würde ich eher hängen bleiben. SN: Hat Ihnen ein großes Unterhaltungsformat zuletzt im Fernsehen gefehlt? Während der Aufzeichnungen gab es Momente, in denen ich mir dachte: „Das könnte auch eine moderne Form von ,Wetten, dass . . ?‘ sein.“Bei anderen Auftritten war es, als säße ich in Las Vegas. Von so etwas bin ich ein Fan! Bei Themenparks, Shows, Siegfried & Roy mache ich große Augen. In der Sendung wird es zeitweise sehr emotional, dann wieder poetisch. Oder es sind Comedians dabei, die überraschen. SN: Wenn jemand einen Comedian beurteilen kann, dann wohl Sie. Es ist ein großer Irrtum zu meinen, dass ein Comedian weiß, was lustig ist. Du hast Glück, wenn sich dein Geschmack von Humor mit dem einer breiten Masse deckt. Humor kann so unterschiedlich sein. Es gibt viele Filme, bei denen ich mich wegschmeiße. Andere sind irrsinnig erfolgreich, aber ich finde sie nicht lustig. So geht es anderen mit meinen Filmen sicher auch. Über Humor kann man nicht streiten. Das ist ein Impuls, der in dem Moment funktioniert. Du magst es oder eben nicht. Deshalb käme ich niemals auf die Idee, jemandem zu sagen: „Das ist lustig.“Ich kann aber sagen: „Das finde ich lustig!“ SN: Wie muss man sich das bei „It’s Showtime“vorstellen? Wenn mich der Kollege nicht zum Lachen gebracht hat, dann beurteile ich ihn nicht. Ich muss nichts erklären und ihn nicht belehren oder sagen, was er besser machen soll. Die Frage ist, ob er mich in dem Moment gecatcht hat. So ist das auch bei den anderen Künstlern. Es ist schwer zu vergleichen: auf der einen Seite ein großer Gospelchor, auf der anderen ein einsamer Ariensänger. Was schlägt an? Bei Michelle eher der emotionale Auftritt des einsamen Mannes, bei mir die Party, die bei dem Gospelchor abgeht. Keiner ist besser als der andere – aber eben anders. SN: Von Dieter Bohlens Verhalten bei „Das Supertalent“schauen Sie sich somit nichts ab? Nein. Dieter Bohlen ist Dieter Bohlen. Ich finde, er hat streckenweise einen hohen Unterhaltungswert. Ich könnte das nicht, weil ich nicht so gern auf Leuten ’rumhaue. Aber erstens finden das manche Menschen unterhaltsam und zweitens wissen die Kandidaten dort, worauf sie sich einlassen. Ich habe da kein Mitleid. Wir kommen nicht in die Situation, jemanden zu demütigen oder abzuwatschen. Es geht nicht darum, wer schlecht ist, sondern wer der Beste an dem Abend ist. SN: Hätten Sie selbst als junger Mensch an einer solchen Show teilgenommen? Das habe ich mich schon oft gefragt – auch, wie ich als Teenager mit YouTube umgegangen wäre. Es wäre meine Spielwiese geworden. Den Drang, vor Publikum aufzutreten, hatte ich hingegen nie. An diesen Shows hätte ich also eher nicht teilgenommen. Filme machen war mir immer wichtiger. SN: Ist es mit YouTube heute einfacher, berühmt zu werden? Das glaube ich nicht. YouTube ist für mich heute das, was früher Radio war. Als ich dort damals anfing, konnte man unheimlich viel ausprobieren. Es war laut und chaotisch. So ist das heute teilweise auch mit YouTube. Aber es bleibt einfach eine anderes Medium. Für YouTube müssen die Leute nichts bezahlen. Kino ist eine andere Nummer. Sie müssen sich aus dem Haus bewegen, hinfahren und Geld für ein Ticket bezahlen. Ein großer Unterschied. SN: Wo liegen Ihre verborgenen Talente? Es gibt so viele Talente – die ich alle nicht habe. Ich würde mich sehr freuen, neue zu entdecken. Im Moment kenne ich sie noch nicht. Bin auch schon oft gescheitert (lacht). SN: Woran zum Beispiel? Im Musizieren. Ich würde so gerne Instrumente spielen, mir fehlt aber die Ausdauer. Dieses Üben ist nicht so mein Ding. Kürzlich habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt und ein Schlagzeug in den Keller gestellt. Das entspannt mich. SN: Sie bleiben also besser bei Talent Nummer eins. Filme zu machen war immer mein Traum, und heute ist es mein Beruf. Und es gibt Leute, denen es gefällt. Das macht mich irrsinnig glücklich. Schon als Kind wollte ich tatsächlich Oscargewinner oder Fußballweltmeister werden. Ich habe beides noch nicht aufgegeben. SN: Für Ihren jüngsten Film schlüpfen Sie, Christian Tramitz und Rick Kavanian noch einmal in Ihre diversen Rollen der „Bullyparade“. Als wir uns zu dem Film entschlossen haben, waren wir sehr gelassen. Entweder die Leute gehen die Reise mit und haben ebenso viel Spaß wie wir – dann können wir einen Deckel drauf machen, ein wunderbarer Abschluss. Oder keiner will den Film sehen. Dann ist es auch gut. It’s Showtime! Das Battle der Besten, Sonntag ab 20.15 Uhr in Sat 1.