Erhaltung von Hütten um 40 Prozent teurer
Die Bundesförderung heimischer Hütten und Wege läuft 2017 aus. Wie es in Zukunft weitergeht, entscheidet ein Gipfeltreffen in Wien. Eine Streichung hätte fatale Folgen.
Die Zahlen sprechen für sich: 29,3 Millionen für Investitionen in Projekte zum Hüttenbau und für Umweltmaßnahmen; 4,3 Millionen zum Erhalt des Wegenetzes. – Macht in Summe 33,6 Millionen Euro, die in den Jahren 2013 bis 2016 vom Österreichischen Alpenverein zum Erhalt der alpinen Infrastruktur investiert wurden.
Maßnahmen, die vor allem auch durch eine Bundesförderung möglich werden. Zur Erklärung: Jährlich erhält der Verband Alpiner Vereine Österreichs aus den Fördertöpfen des Wirtschaftsministeriums 3,6 Millionen Euro – 2,1 Millionen gehen dabei an den Alpenverein. Im Jahr 2013 drohte den alpinen Vereinen die Streichung dieser Bundesförderungen. Heftige Proteste waren die Folge, inklusive einer Petition, die schließlich zu einer weiteren Förderperiode führte. Doch genau diese endet heuer.
Aus Insiderkreisen ist zwar zu vernehmen, dass 2017 alles auf eine problemlose Verlängerung hindeutet. Klarheit bringt aber erst ein Treffen aller Verantwortlichen Ende Mai bzw. wegen des Rücktritts von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) im Juni in Wien.
Doch wofür werden die Gelder verwendet und warum sind sie so wichtig? „Die Bergwelt spendet Kraft, sie ist Österreichs größter Schatz. Der Tourismus hat das schon lang erkannt“, erklärt Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora. Die Erhaltung dieser Schönheit ist zusehends mit steigenden Kosten verbunden.
Ein Grund: Klimatische Veränderungen und neue Haftungsansprüche erschweren die Erhaltung der Wege. Denn durch die Klimaerwärmung tauen die Permafrostböden auf. Dieser Permafrost ist wie eine Art Kleber, der die Berge zusammenhält. Fällt der Kleber weg, beginnen die Berge zu bröckeln. Zerstörte Wanderwege sind die Folge und in Extremfällen sogar Ausweichrouten, die mühevoll und kostenintensiv angelegt werden müssen. Denn die Wege sind wie Lebensadern, die die einzelnen Hütten miteinander verbinden.
Was zum zweiten kostenintensiven Punkt führt: den Hütten. Diese müssen zunehmend für Behördenauflagen wie Umweltschutz, Brandvorkehrungen, Arbeitnehmerschutz und Hygienevorschriften adaptiert werden.
„Die Kosten sind dramatisch gestiegen. Unserer Berechnung nach haben die Kosten für eine Hütte in den vergangenen 15 Jahren um 40 Prozent zugenommen“, erklärt Peter Kapelari, Leiter der Alpenvereins-Abteilung Hütten und Wege. Allein durch die Behördenauflagen müsste eine Hütte heutzutage eineinhalb Mal größer gebaut werden als früher. Nur so finden alle Auflagen ausreichend Platz. „Das reicht von der Fluchttür und der Brandschutzanlage bis hin zur Größe der Personalräume“, erklärt Kapelari. Diese Anforderungen würden gerade bei alten Hütten zu Problemen führen. So wurde etwa im Jahr 2013 als gefördertes Großprojekt der Ersatzbau der Franz-Fischer-Hütte am Radstädter Tauern durchgeführt (siehe Bild oben).
Hinzu kommen die ohnehin hohen Kosten für den Betrieb einer Hütte. Denn mit der Seehöhe steigen die Preise. Allein der Erhalt einer Hütte im Hochgebirge ist bis zu 2,5 Mal teurer als im Tal. Eine Kilowattstunde Strom kostet im hochalpinen Raum bis zu vier Euro, eine Klospülung bis zu fünf Euro. Denn ausreichend Wasser ist für viele Hütten Luxus. So kann es schon vorkommen, dass gerade einmal ein halber Liter Wasser pro Minute zur Verfügung steht – für eine Hütte mit 150 Schlafplätzen und 150 Menschen, die in dieser Minute Tee trinken und duschen und eben vielleicht auf die Toilette wollen.
„Die Bergwelt spendet Kraft, sie ist Österreichs größter Schatz.“A. Ermacora, Alpenvereinspräsident