Wo Gruber nicht „Stille Nacht“sang
Der Komponist erkundete Halleins dunkelsten Ort. Sie können das auch.
HALLEIN. Heiliger Josef! Auch diesen Franz Xaver Gruber zog es mit aller Macht dorthin. Der Komponist des Liedes „Stille Nacht! Heilige Nacht!“fuhr wohl leichten Herzens hinab in die Tiefe. Ins schwarze Nichts. Und vermutlich lachte der Mann, ein verbriefter Christenmensch, auch noch herzhaft dabei.
Ganz brandaktuell war der talentierte Herr Gruber zuletzt ja mit seiner wichtigsten Komposition in aller Munde. Nämlich mit seinem, pardon, megamäßigen Nummer-eins-Hit. Sogar Hollywood interessiert sich nun dafür. Aber das ist eine andere Geschichte.
Gruber, von 1835 bis 1863 Organist der Pfarre Hallein, besuchte im Juni 1819 das Salzbergwerk Hallein. Das ist belegt. Durch seinen höchstpersönlichen Vermerk im Einfahrtsbuch. Der blieb erhalten. Er schrieb: „Xaver Gruber, Schullehrer von Arnsdorf.“
Was nicht belegt, aber in höchstem Maße anzunehmen ist wegen des Ortes und des Datums – man schrieb den 28. Juli 1819: Gruber sang da drunten nicht „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Der gute Mann hatte vermutlich trotzdem einen Heidenspaß im allerältesten Schaubergwerk der Welt. Diesen inoffiziellen Titel nimmt das heute als „Salzwelt“bekannte Labyrinth im hoch aufragenden Gebirgsstock des Dürrnbergs für sich in Anspruch.
Touristen habe es dort schon vor 500 Jahren, also lange vor der Erfindung von Pauschalreisen, Coca-Cola-Automaten und Pommes frites gegeben. Was es nicht gab: Strom. Trotzdem hatte da jemand eine zündende Idee, denn die Stollen des Salzbergwerks wurden schon vor einem halben Jahrtausend für Besucher geöffnet. Vorrangig waren es Gäste der Fürsterzbischöfe. Neben den Einfahrtsbüchern belegen das auch Kassenberichte. Im Original erhalten, dokumentieren sie erste Besuche bereits im 16. Jahrhundert. Bei Kerzenschein beförderten „Truhenläufer“die Besucher auf sogenannten Stoßkarren durch die dunklen Gänge. Reisende aus fernen Ländern und bekannte Persönlichkeiten wie Alexander von Humboldt finden sich in den Einfahrtsbüchern. Über die Jahrhunderte entwickelte sich aus dem einstigen Spektakel für Adelige und Bildungsreisende auch ein touristischer Magnet mit globaler Ausstrahlung – die heutigen Salzwelten eben. Die erarbeiteten gemeinsam mit dem Keltenmuseum ein historisches Sonderthema. „Mit Kerzen und Galoschen“nennt es sich und beleuchtet die Geschichte der Gästeführungen im Bergwerk. Weil die „Salzwelten“für den Spaß und das Keltenmuseum für Wissenschaft zuständig ist, ergibt das am Sonntag, 21. Mai, im Rahmen eines Festes die perfekte Mischung aus Spaß & Information. Samt Führungen und Stadtrundgang, und heiligs End’ – auch einer „Audienz“beim fast echten Fürsterzbischof. Ein Shuttlebus bringt die Besucher gratis zum Keltenmuseum Hallein. Seit 1970 ist im früheren Salinenverwaltungsgebäude, der „Neuen Pfleg“, das Keltenmuseum untergebracht. Hier empfingen die Fürsterzbischöfe ihre Gäste. Errichtet wurde das Gebäude 1654 von Erzbischof Guidobald Graf Thun. Heute beherbergt es mit dem Keltenmuseum eines der größten Museen keltischer Geschichte und Kunst weltweit. Alle Infos: