Und die „First Lady“des Jazz schaute von oben zu
Als erste Jazzlegende eroberte Ella Fitzgerald 1977 das Große Festspielhaus. Der Mann, der sie einst nach Salzburg holte, schickte ihr nun ein doppeltes Jubiläumsständchen: „Danke, Ella.“
„Ella Fitzgerald war und ist ein großes Idol.“Adi Jüstel, Gratulant
„Man müsste Klavier spielen können“, empfiehlt ein berühmter Schlager. Aber Adi Jüstel muss sich gar nicht unbedingt hinter die Tasten setzen, um Applaus zu kassieren. Schon als er kurz vor Konzertbeginn unauffällig über die noch halb dunkle Bühne huschen wollte, spendeten die Freunde des Salzburger Musikenthusiasten am Mittwochabend Jubel.
Den wollte er freilich gar nicht für sich: Im Landestheater veranstaltete er eine doppelte Feierstunde für Ella Fitzgerald. Der 100. Geburtstag der Jazzlegende (1917–1996) wird heuer weltweit gefeiert. In Salzburg kommt noch ein Jubiläum dazu. Fast auf den Tag genau 40 Jahre war es am Mittwoch her, dass die „First Lady of Song“im Großen Festspielhaus auftrat. Für den Weltstar war es damals ein kleiner Schritt, für Salzburg durchaus ein großer Sprung: Noch nie zuvor hatte eine Jazzgröße auf der Bühne des Großen Festspielhauses Auftrittserlaubnis bekommen. Zwischen den Songs, die er mit seinen beiden Bands zum Besten gab, erinnerte sich Jüstel, wie er 1977 mit viel Unterstützung von SN-Herausgeber Max Dasch den Traum vom Jazzkonzert im Klassikbezirk verwirklichte.
„Wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frau’n“, mag sich Jüstel damals auch gedacht haben, als er zwecks Konzertanbahnung nach München fuhr und einfach hinter die Bühne marschierte, um die Diva nach Salzburg einzuladen. Tatsächlich durfte er Ella dann vor ihrem Salzburg-Auftritt beim Einsingen begleiten.
Dass auch eine kleine Notlüge das legendäre Salzburg-Konzert möglich machte, erzählte Jüstel bei seiner Hommage ebenfalls: Dem Festspielgremium habe er versprochen, sie singe Gospels, also geistliche Musik. Was Fitzgerald damals freilich nicht tat, holte Jüstel nun nach. Mit seinem „Latin Swing Express“spielte er einen selbst verfassten Gospelsong: „Thank you Ella, Louis and New Orleans“. Werner Friedl erzählte aus Fitzgeralds Leben, ein Tanzpaar des Landestheaters erinnerte daran, dass Fitzgerald durch Zufall Sängerin wurde: Bei einem Talentwettbewerb schlotterten ihr so sehr die Knie, dass sie nicht tanzend antreten konnte, sondern lieber sang.
Musikalisch profund zollte im zweiten Teil Jüstels Kombo mit dem Wiener Symphoniker Flip Philipp, mit Wolfi Rainer, Beppe Pilotto sowie Sängerin und Gitarristin Francesca Hart der großen Sängerin Tribut. Und Ella schaute von ihrem Platz oben auf der Leinwand aus wohlwollend zu.