Demenz betrifft den ganzen Menschen
Am Anfang der Demenzerkrankung sind nur eine fortschreitende Vergesslichkeit und kognitive Veränderungen erkennbar. Aber was ist zu tun, wenn die Beeinträchtigungen im Alltag zunehmen?
Demenz ist ein klinisches Syndrom, das die Folgen (meist) fortschreitender Krankheiten des Gehirns beschreibt. Störungen höherer Hirnleistungen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen sind die charakteristischen Symptome. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Demenzerkrankungen rasant an: Im Alter von 80 Jahren leiden etwa zehn Prozent an einer Demenz, mit 90 Jahren bereits 30 Prozent.
Die moderne Diagnostik umfasst bildgebende Techniken (MRI, CT), die Aufschluss über morphologische Veränderungen des Gehirns geben, nuklearmedizinische Verfahren (SPECT, PET), die Informationen über den Hirnstoffwechsel liefern, und neuropsychologische Untersuchungen, die das Ausmaß der Defizite in den verschiedenen Leistungsdomänen quantifizieren. Eine Untersuchung des Liquor cerebrospinalis, des „Hirnwassers“, kann weitere Aufschlüsse über zugrunde liegende Ursachen geben.
Demenz betrifft – anders als die altersbedingten körperlichen Einschränkungen – den gesamten Menschen und in besonderer Weise auch sein Umfeld. Anfangs sind vielleicht lediglich fortschreitende Vergesslichkeit und kognitive Veränderungen bemerkbar. Ab dem mittleren Stadium können Beeinträchtigungen im Alltag und in der Selbstständigkeit sowie Verhaltensauffälligkeiten eine wirkliche Belastung darstellen.
Die aktuell zur Verfügung stehenden Therapieverfahren ermöglichen keine ursächliche Behandlung, können aber den Krankheitsverlauf verzögern. Daher ist eine möglichst frühzeitige Abklärung und Diagnose wichtig, um mit entsprechenden Therapien den Verlauf beeinflussen und maßgeschneiderte Unterstützung anbieten zu können.
Demenz darf aber nicht nur unter medizinischen Aspekten betrachtet werden. Es geht auch darum, Menschen mit Demenz dort zu unterstützen, wo es notwendig ist, ihnen zuzuhören und gemeinsam mit ihnen zu handeln. Wenn wir uns auf Menschen mit Demenz ganzheitlich einlassen, werden wir ihre Spontaneität, die Unmittelbarkeit ihres Ausdrucks und ihre Authentizität erfahren. In der professionellen Begleitung sollte es uns gelingen, in ihre Welt einzutauchen.
Auch die Angehörigen von Menschen mit Demenz brauchen Sensibilisierung und Unterstützung, damit Betreuungs- und Pflegebeziehungen für beide Seiten gut gelingen können. Vor diesem Hintergrund können eine Haltungsänderung, eine Akzentverschiebung und ein entsprechend neuer Umgang mit Menschen mit Demenz möglich sein.
Wie kann die Pflege- und Betreuungsbeziehung für beide gut gelingen?
Im SN-Saal geht es am kommenden Dienstag, 13. Juni, sowohl um die aktuellen medizinischen Erkenntnisse zur Demenz als auch um die Aufgaben, die die Erkrankten selbst und ihre Angehörigen zu bewältigen haben. Mit Klinikvorstand Bernhard Iglseder und dem Gerontologen und Psychotherapeuten Alexander Aschenbrenner.