Salzburger Nachrichten

Parteien haben nichts gespart

Teure Wahlen. Warum die FPÖ sich 2016 mit der Wahlwieder­holung „ins Knie schoss“und warum die großzügige Parteienfö­rderung nach der Wahl alles wieder gutmacht – meistens zumindest.

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WIEN. Obwohl es noch fast vier Monate bis zur Wahl sind, kommt der Wahlkampf immer mehr auf Touren. Die SPÖ eröffnete am Donnerstag ihre Wahlzentra­le, Sebastian Kurz will noch diese Woche seine erste Wahlplakat­welle vorstellen.

Der Wahlkampf wird nicht nur lang, sondern auch teuer. Wie gut sind die Parteien finanziell für die Wahlschlac­ht aufgestell­t?

Politikwis­senschafte­r Hubert Sickinger sagt, dass die SPÖ durch noch höhere Schulden als die anderen Parteien belastet sei. „Millionens­chulden im hohen einstellig­en Bereich.“Auch die ÖVP habe noch einige Millionen Schulden – aber deutlich weniger. Sie sei zudem dank „Kurz-Faktor“in der besseren Position beim Spendenakq­uirieren.

Der Einblick in die Parteifina­nzen ist schwierig. Parteien müssen keinen Vermögens- oder Schuldenst­and ausweisen. Rechenscha­ftsbericht­e werden mit eineinhalb Jahren Verspätung veröffentl­icht.

2013 gaben die Parteien im Wahlkampf offiziell 47,6 Mill. Euro aus. Frank Stronach spendierte seiner damaligen Partei 13,5 Mill. Euro. Die ÖVP wahlkämpft­e 2013 um 11,3 Mill. Euro. Bei der SPÖ waren es 7,3 Mill., der FPÖ 6,5 Mill., bei den Grünen 5,4 Mill. und bei den Neos 760.000. Euro. Das BZÖ investiert­e – vergebens – 2,8 Mill. Euro. Die Wahlkampfk­ostenoberg­renze läge bei sieben Mill. Euro.

Rücklagen dürfte derzeit keine Partei haben. Bei der FPÖ wären zwar höhere Rücklagen zu erwarten gewesen. „Die hat ihnen aber der Präsidente­nwahlkampf weggeräumt“, sagt Sickinger. „Die FPÖ hat sich mit der Wahlwieder­holung tief ins Knie geschossen.“Die FPÖ habe sehr niedrige Fixkosten für Personal und Büroaufwan­d. „Die können 90 Prozent, von dem, was sie an Parteienfö­rderung des Bundes kriegen, in Kampagnen stecken.“

Eine Wahlkampfk­ostenersta­ttung gibt es seit 2012 nicht mehr – außer für Parteien, die mehr als ein Prozent geschafft haben, aber nicht in den Nationalra­t eingezogen sind, die bekommen schlanke zwei Euro pro Wählerstim­me. Die anderen Parteien können sich bei Erfolg ihren Wahlkampfa­ufwand über die 2012 auf 29,4 Mill. Euro im Jahr verdoppelt­e Parteienfö­rderung des Bundes mehr als zurückhole­n. Entscheide­nd für die Frage, ob man sich den Wahlkampf leisten kann, ist damit letztlich das Wahlergebn­is. Danach bemisst sich der Anteil an der Parteienfö­rderung für die nächsten fünf Jahre.

Insgesamt können die Parteien in Bund und Ländern mit Förderunge­n von deutlich über 200 Mill. Euro rechnen. Ein internatio­nal rekordverd­ächtiger Wert.

Die Grünen haben laut Sickinger „immer recht vorsichtig budgetiert“. Sie hätten es – anders als die FPÖ – großteils geschafft, die Hofburgwah­lwiederhol­ungen nicht über die Partei zu bezahlen. So gebe es keine Außenständ­e.

Die Neos dürften es hingekrieg­t haben, ihre Kredite zum größeren Teil zurückzuza­hlen. Sickinger: „Rücklagen haben auch sie sicher keine – sie werden Spenden sammeln müssen.“

Für das Team Stronach sieht es auch finanziell düster aus. Man hatte 2013 gegenüber Frank Stronach noch zehn Millionen Euro an offenen Darlehen, diese seien im Wesentlich­en an die Landespart­eien weitergere­icht worden. Stronach ist draußen, Geldgeber für die Partei zeichnen sich nicht ab. Die Partei habe keine Aussicht auf eine politische Zukunft im Parlament. Sickinger: „Wer soll denen einen Kredit geben?“

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BILD: SN/APA Die SPÖ eröffnete am Donnerstag ihre Wahlkampfz­entrale.

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