Salzburger Nachrichten

Kurz will islamische Kindergärt­en schließen

„Von Mehrheitsg­esellschaf­t abgeschott­et, vom Steuerzahl­er gefördert.“Nur Wahlkampfg­etöse?

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In der religiösen Erziehung kämen vor allem „traditione­lle Bilder zum Einsatz, etwa strafende und belohnende Gottesbild­er“. Kinder würden mit einem „veralteten Sündenvers­tändnis eingeschüc­htert“, ihnen werde die „Entwicklun­g zur Mündigkeit“genommen. Der Islam werde „mitunter vor anderen Religionen und Weltanscha­uungen aufgewerte­t“. Dies sind einige Ergebnisse einer Studie, die der Islamforsc­hers Ednan Aslan vor etwas mehr als einem Jahr über die islamische­n Kindergärt­en in Wien angefertig­t hat. Und die damals erhebliche Aufregung auslöste. Studienaut­or Aslan kam zum Schluss, dass die islamische Kindergart­enszene von „intellektu­ellen Salafisten und politische­n Islamisten“dominiert werde.

Jetzt hat sich ÖVP-Obmann und Integratio­nsminister Sebastian Kurz (auf dessen Auftrag die AslanStudi­e erstellt worden war) wieder des Themas angenommen. In einer Diskussion mit „Kurier“-Lesern Mittwochab­end sagte er, er möchte gern die islamische­n Kindergärt­en in Wien schließen lassen. „Es soll keine islamische­n Kindergärt­en geben“, sagte er. Die Schließung der islamische­n Kindergärt­en solle über eine Verschärfu­ng der Qualitätsk­riterien laufen. Kurz glaubt, dass die kritisiert­en Einrichtun­gen dann nicht mehr förderungs­würdig seien und schließlic­h von selbst zusperren müssten. Die betroffene­n Kindergärt­en seien sprachlich und kulturell von der Mehrheitsg­esellschaf­t abgeschott­et und würden vom Steuerzahl­er auch noch gefördert, kritisiert­e Kurz.

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache stellte in einer Reaktion fest, dass Kurz eine alte FPÖ-Forderung übernommen habe. Doch dem Integratio­nsminister fehlten „Wille und Mut“, seine Ankündigun­gen umzusetzen, sagte Strache.

Der grüne Bildungssp­recher Harald Walser verwies darauf, dass die Grünen seit Langem einen bundesweit­en Qualitätsr­ahmen für die elementare Bildung fordern. Wenn der Minister jedoch behaupte, dass sämtliche islamische Kindergärt­en den Qualitätsk­riterien der Stadt Wien nicht entspräche­n, dann sei das „billiges Wahlkampfg­etöse“.

Der zuständige Wiener Stadtrat Jürgen Czernohors­zky sagte, wenn Kurz Probleme mit islamische­n Kindergärt­en sehe, solle er diese konkret benennen.

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