Saufen im Freibad ist kein Tabu
Zwei 13-jährige Mädchen veranstalteten in einem Freibad eine Trinkorgie und randalierten. Warum ein Alkoholverbot in heimischen Bädern dennoch kein Thema ist.
SIERNING, WIEN, SALZBURG. Der Nachmittag neigte sich bereits seinem Ende zu, dennoch stand die Sonne noch hoch über dem Freibad von Sierning (Oberösterreich). In das fröhliche Getöse mischten sich plötzlich Misstöne, als zwei Mädchen zu pöbeln und randalieren begannen. Schnell war klar: Die beiden 13Jährigen waren völlig betrunken. Sie hatten eine Flasche Whisky ins Bad geschmuggelt und sich betrunken. Als die Polizei eintraf, lag eines der Mädchen vor der Zufahrt zum Bad, das zweite wurde im Raum des Bademeisters von der Rettung versorgt. Nur durch gutes Zureden gelang es den Beamten, die schwer alkoholisierten Teenager zu überreden, sich ins Krankenhaus bringen zu lassen. Aus diesem Vorfall ergeben sich zwei Fragen: Wie konnte es dazu kommen? Und – noch viel wichtiger: Ist so etwas zu verhindern?
Geht es nach den städtischen Betreibern von Freibädern in Wien und Salzburg, lautet die Antwort: Nein. „Es kommen immer wieder Leute, die die Schnapsflasche in der Badetasche haben und sich ansaufen“, sagt Martin Kotinsky, Sprecher der Wiener Bäder. Für ihn sind die Betrunkenen zu Lande jedoch weit weniger beunruhigend als jene zu Wasser: „Da wird es schnell lebensgefährlich.“Hitze, Alkohol und der Sprung ins kühle Nass können Herz und Kreislauf rasch überlasten.
An ein generelles Alkoholverbot sei in Wien jedenfalls nicht zu denken. „Wenn ich den Pächtern der Kantinen die Ausschank von Alkohol verbiete, ruiniere ich denen das Geschäft.“Dabei gehe es weniger um harte Getränke als um Cocktails, Sekt, Sangria, Hugo oder Aperol – und natürlich Bier.
Auch in Salzburg werden in den Gaststätten der Freibäder alkoholische Getränke verkauft. „An Jugendliche dürfen sie ohnehin nicht ausgeschenkt werden. Die haben ja auch gar nicht das Geld dafür, die gehen vorher in den Supermarkt“, berichtet Josef Reichl von der Stadt Salzburg. Sein Wiener Kollege Martin Kotinsky ergänzt: „Und solange sich die Leute alles selbst mitnehmen dürfen, kann ich es dem Gastronomen auch nicht verbieten. Wir können nur warnen, dass Alkoholkonsum im Freibad zu erheblicher Selbstgefährdung führt.“
Doch selbst im Falle von Verboten stellen sich die Bäderverantwortlichen die Frage: Wie dafür sorgen, dass sie auch eingehalten werden? In den vergangenen Jahren wurde auch über Rauch- und Fotografierverbote diskutiert. „Die Bediensteten sind mit Becken, Kassa, Technik, Sicherheit und Sauberkeit beschäftigt. Alles gleichzeitig geht nicht“, sagt Kotinsky. Ernste Probleme mit Betrunkenen habe man in Wien ohnehin nicht. „Es werden im Schnitt zehn bis 15 Badeverbote pro Saison verhängt.“Und Kollege Reichl aus Salzburg fügt hinzu: „Wenn es hoch kommt, dann gibt es bei uns einen gröberen Zwischenfall pro Jahr.“Aber Zeit für Kontrollgänge habe niemand. „Der Bademeister hat am Beckenrand genug zu tun. Da sind Hunderte Leute im Wasser, auf die er aufpassen muss.“
Nachsatz: Fotografieren ist in Wien laut Badeordnung seit über 80 Jahren nicht erlaubt. Kotinsky: „Die Kameras hat man damals sogar am Eingang abgeben müssen.“