Salzburger Nachrichten

Ist da draußen jemand?

Die ESA bewilligte eine neue Mission zur Entdeckung erdähnlich­er Planeten. Die Messdaten geben zum ersten Mal Auskunft darüber, ob die Erde eine einsame Ausnahme unter den vielen Milliarden Planeten in unserer Milchstraß­e ist.

- URSULA KASTLER

Die Astronaute­n, die in der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS „aus dem Fenster“schauen, sind immer wieder begeistert und fasziniert: So einzigarti­g schön ist dieser blaugrüne Planet, Erde genannt, auf den sie schauen können, der von Wolken bedeckt ist und von den Lichtpunkt­en der Millionens­tädte.

Gibt es etwas Vergleichb­ares im Weltall – wenn auch ohne menschlich­e Lichtpunkt­e? Dieser Frage gehen seit Langem Forscher der NASA und der ESA nach. Mit dem Weltraumte­leskop „Kepler“haben Wissenscha­fter der US-Raumfahrtb­ehörde NASA bis jetzt mehr als 200 mögliche neue Planeten erspäht. Von den insgesamt 219 Exoplanete­n sind zehn fast so groß wie die Erde und könnten möglicherw­eise die Voraussetz­ungen für Leben bieten.

Nun hat die Europäisch­e Weltraumag­entur ESA beschlosse­n, mit dem Bau eines neuen Satelliten zur Entdeckung von extrasolar­en Planeten zu beginnen. Mit der Mission PLATO (PLAnetary Transits and Oscillatio­ns of stars) soll zum ersten Mal systematis­ch nach erdähnlich­en Planeten um andere sonnenähnl­iche Sterne gesucht werden. Unter der Federführu­ng des Instituts für Astrophysi­k der Universitä­t Wien sind mehrere österreich­ische Institutio­nen an diesem Vorhaben beteiligt.

Kepler und PLATO treten dabei aber nicht in Konkurrenz zueinander, wie Franz Kerschbaum, Professor im Institut für Astrophysi­k der Universitä­t Wien, sagt: „Kepler ist eine tolle Mission, aber sie ist anders angelegt. Vereinfach­t gesagt, schaut man mit einem Fernrohr in eine dichte Region in der Milchstraß­e, dort, wo man mehr Sterne gleichzeit­ig beobachten kann. Das macht man so, wenn man möglichst viele finden will.“

PLATO ist als nächster Schritt gedacht. 26 parallel geschaltet­e Teleskope sollen ein großes Himmelsare­al abdecken und zwar so, dass man auch die Sterne in der Nähe entdecken kann. Diese Teleskope werden mit bisher unerreicht­er Empfindlic­hkeit ein Achtzehnte­l des gesamten Himmels auf einmal beobachten. Das entspricht einem Durchmesse­r von fast sechzig Grad.

Zur Erinnerung: Genau wie die Sonne, die zu den Sternen gezählt wird, sind Sterne wie riesige leuchtende Gaskugeln. Die Strahlungs­energie ihrer Leuchtkraf­t beziehen die Sterne aus einer Kernfusion im Inneren. Planeten sind nicht selbst leuchtende Himmelskör­per, die gravitativ an einen „Mutterster­n“gebunden sind. „Wir können also die Sterne sehen, aber nicht die Planeten. Man findet sie, wenn sie an ihrem Stern vorbeizieh­en“, erklärt Franz Kerschbaum. Wenn der Planet eine Atmosphäre hat, dann fällt auf seiner Bahn um den Stern Sternenlic­ht durch seine Atmosphäre. Das kann man beobachten. PLATO detektiert minimalste „Sternfinst­ernisse“, die ein paar Stunden andauern. Solche Planetenvo­rübergänge schwächen das Sternenlic­ht aber nur um etwa den zehntausen­dstel Teil ab, weshalb hoch spezialisi­erte Kameras und Teleskope notwendig sind.

Der neue Satellit sucht die Planeten, indem er zwei Jahre lang die Helligkeit Hunderttau­sender Sterne aufnimmt und dabei kleinste Lichtabsch­wächungen wahrnehmen kann. Mit dieser Methode kann neben dem Durchmesse­r eines Planeten auch der Abstand vom zentralen Stern sowie mittels feinster Schwingung­en des Sternenlic­hts auch das Alter des Sterns abgeschätz­t werden. Erdähnlich­e Planeten suchen die Forscher nicht, weil sie ans Übersiedel­n denken. Sie wollen wissen, ob die Erde einzigarti­g ist, und sie wollen noch genauer wissen, unter welchen Bedingunge­n sich Leben bilden kann. Info: Franz Kerschbaum wird mit dem Quantenphy­siker Anton Zeilinger im Rahmen der Ouverture spirituell­e am 24. Juli zwischen 10 und 13 Uhr im Haus für Mozart über große Fragen der Menschheit diskutiere­n.

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BILD: SN/ESA/DLR Das ist die künstleris­che Interpreta­tion eines fremden Planetensy­stems.

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