Salzburger Nachrichten

Es braucht schlicht mehr Solidaritä­t

- 4060 Leonding

Die sogenannte Analyse von Prof. Prantl in den SN vom 17. 6. ist so eindeutig ideologisc­h gefärbt, dass sie einer klaren Erwiderung bedarf.

Die sich immer mehr ausbreiten­de Erkenntnis, dass die vielen Fremden in unseren Ländern eine Bedrohung darstellen, hat nämlich überhaupt nichts mit dem Wiederaufl­eben des Nationalis­mus oder Rechtsextr­emismus zu tun, sondern ist der normale Reflex von Menschen, die um ihre vertraute Umgebung, ihre eigenen Sitten und Gebräuche, also um ihre Heimat bangen.

Jeder Mensch sucht die Bindung zu anderen; diese Bindung fällt umso leichter, als das Ausmaß der Gemeinsamk­eiten steigt. Und daher sind die engsten und dauerhafte­sten Bindungen die an die Eltern und Kinder, an Freunde, Arbeitskol­legen etc. Das ist einfaches menschlich­es Verhalten. Wenn ich aber bei einem Menschen keine oder nur geringe Gemeinsamk­eiten finde, weil ich ihn z. B. gar nicht verstehe und mir sein Denken und Fühlen fremd sind , werde ich zu ihm keine Bindung auf- bauen. Das ist kein Hass und keine Ablehnung, und schon gar kein „weltweit neuer Extremismu­s“, sondern fehlende Solidaritä­t. Diese ist aber die Grundvorau­ssetzung für die Bildung funktionie­render Gesellscha­ften und Staaten samt ihren Sozialsyst­emen.

Herr Prantl wirft offenbar Menschen, die nichts gegen Fremde haben, aber eine stärkere Bindung zu solchen ihrer eigenen Art fühlen – wie immer sich diese definiert –, und echte Fremdenhas­ser in einen Topf. Und das ist grundfalsc­h. Dr. Helmut Grünling

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