Es braucht schlicht mehr Solidarität
Die sogenannte Analyse von Prof. Prantl in den SN vom 17. 6. ist so eindeutig ideologisch gefärbt, dass sie einer klaren Erwiderung bedarf.
Die sich immer mehr ausbreitende Erkenntnis, dass die vielen Fremden in unseren Ländern eine Bedrohung darstellen, hat nämlich überhaupt nichts mit dem Wiederaufleben des Nationalismus oder Rechtsextremismus zu tun, sondern ist der normale Reflex von Menschen, die um ihre vertraute Umgebung, ihre eigenen Sitten und Gebräuche, also um ihre Heimat bangen.
Jeder Mensch sucht die Bindung zu anderen; diese Bindung fällt umso leichter, als das Ausmaß der Gemeinsamkeiten steigt. Und daher sind die engsten und dauerhaftesten Bindungen die an die Eltern und Kinder, an Freunde, Arbeitskollegen etc. Das ist einfaches menschliches Verhalten. Wenn ich aber bei einem Menschen keine oder nur geringe Gemeinsamkeiten finde, weil ich ihn z. B. gar nicht verstehe und mir sein Denken und Fühlen fremd sind , werde ich zu ihm keine Bindung auf- bauen. Das ist kein Hass und keine Ablehnung, und schon gar kein „weltweit neuer Extremismus“, sondern fehlende Solidarität. Diese ist aber die Grundvoraussetzung für die Bildung funktionierender Gesellschaften und Staaten samt ihren Sozialsystemen.
Herr Prantl wirft offenbar Menschen, die nichts gegen Fremde haben, aber eine stärkere Bindung zu solchen ihrer eigenen Art fühlen – wie immer sich diese definiert –, und echte Fremdenhasser in einen Topf. Und das ist grundfalsch. Dr. Helmut Grünling