Die Neuseeländer sind ihrem Ruf gerecht geworden
Das Wochenende der Entscheidung ist da. Team Oracle hat die Woche zum intensiven Training genutzt. Die Fehler wurden jedoch davor gemacht.
Ist der America’s Cup schon am Sonntag entschieden? Nach den bisherigen Leistungen schaut es so aus. Team Emirates New Zealand war bisher einfach nicht angreifbar und kam mit dem eher schwachen Wind hier besser zurecht.
Die Amerikaner haben aber trotz des 0:3Rückstands noch nicht aufgegeben. Ganz im Gegenteil, sie haben diese Woche zu einem intensiven Training genutzt und waren sehr viel auf dem Wasser. Ich habe Neuseelands Steuermann Peter Burling bei der Siegerehrung für den Youth Cup getroffen und da hat er zu mir gesagt: „Wenn wir so viel auf dem Boot wären, wären wir bis zum Wochenende schon fertig.“Aber den Amerikanern bleibt auch nichts anders übrig, sie müssen etwas an der Abstimmung finden, was sie bei den leichteren Winden schneller macht.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch eine Geschichte aus der Vorbereitungsphase: Fünf der sechs Syndikate trainierten vor Bermuda – alle außer eben Team Neuseeland, die blieben sehr lange daheim vor Auckland. Bei dem gemeinsamen Training der fünf Syndikate gaben die Schweden vom Team Artemis das Tempo und die Richtung vor. Sie haben gleich neun Trainingsfahrten gewonnen. Also wurden sie zur Benchmark und alle anderen Teams haben sich bemüht, an Artemis heranzukommen. Doch in dieser Zeit herrschten stärkere Winde, das heißt: Alle haben sich eigentlich in die falsche Richtung entwickelt und sind auf eine fal- sche Fährte gelockt worden. Die Neuseeländer hatten daheim ganz offensichtlich die besseren Bedingungen.
Das ist das Glück, das man auch hin und wieder braucht. Aber eigentlich wurden die Neuseeländer hier ihrem Ruf gerecht: dem Ruf, dass sie clevere Tüftler sind und immer etwas finden. Sie haben immer wieder Neuerungen in den Cup gebracht, sie haben 2013 das Foilen eingeführt und heuer noch eine Stärke, die sie gar nicht ausspielen mussten: Die Grinder arbeiten hier nicht mit den Armen, es sind Profiradler, die das mit Beinarbeit erledigen. Damit ist man bei der Bedienung des Boots noch einen Tick schneller. Doch bisher waren sie ohnedies schon so überlegen, dass das noch gar nicht ins Gewicht gefallen ist. Hans Peter Steinacher (48) gewann bei den Sommerspielen in Sydney (2000) und Athen (2004) mit Partner Roman Hagara im Segeln (Tornado) jeweils Gold. Seit 2010 segelt der Pinzgauer in der Extreme Sailing Series.