Russe Aleschin: Keine Rückkehr in die USA
Wo wird 2018 ein attraktives Plätzchen in der Formel 1 frei? Im Transferpoker, der früher denn je begann, wurde bisher nur spekuliert: Wohin vertreibt McLaren-Honda seinen Superstar Fernando Alonso und wer könnte Kimi Räikkönen im Ferrari bzw. Valtteri Bottas im Mercedes nachfolgen, sollten die freigestellt werden? Während der Mercedes-Finne von seinem Ex-Manager Toto Wolff wohl ein zweites Jahr bekommt – und an ihm gibt es auch keine Kritik –, ist Räikkönens Zukunft ungewiss. Vor dem Grand Prix von Aserbaidschan am Sonntag (Start 15 MESZ) bekräftigte Alonso in Baku neuerlich, „dass ich vor September keine Entscheidung über meine Zukunft treffen werde“. Doch die Anzeichen verdichten sich, dass er die peinlichen Auftritte im nicht konkurrenzfähigen McLaren-Honda nach drei bitteren Jahren endgültig satthat – zumal er in Baku schon wieder 15 Startplätze zurückmuss, wegen des Einbaus des sechsten Turboladers und sechsten Generators (MGU-H). „Ich habe meinen Fans noch viel zu bieten und will 2018 in einem konkurrenzfähigen Auto weiter Formel 1 fahren“, erklärte der bald 36 Jahre alte Asturier. Also vorerst keine Fortsetzung des Indycar-Abenteuers.
Ein mögliches realistisches Ziel Alonsos könnte ein altes sein: Renault, ansässig in Enstone bei Oxford mit der Motorenentwicklung in Viry-Chatillon, kennt er bestens, schließlich holte man gemeinsam zwei WM-Titel (2005/06). „Ich will 2018 eine sichere Wahl, keine riskante“, sagte Alonso in Baku. Nun, Renault zeigt nach der Rückkehr als Werkteam im Vorjahr wieder Aufwärtstendenzen – auch durch die Arbeit von Nico Hülkenberg, der im internen Duell gegen den ablösereifen Jolyon Palmer mit 18:0 Punkten führt.
Doch auch wenn in einem Topteam ein Platz frei werden sollte, ist ein Weg Alonsos weder zu Ferrari (wo er in fünf Jahren zumindest zwei WM-Titel verpasste) noch zu Mercedes (mit Hamilton hatte er schon früher bei McLaren massive Probleme) realistisch.
Mit den ersten F1-Testfahrten seit seinem verheerenden Rallyeunfall im Februar 2011 (komplizierte Hand- und Armbrüche) machte zuletzt Ex-Renault-Pilot Robert Kubica (32) auf sich aufmerksam. Der Pole, ein GP-Sieger mit SauberBMW (Montréal 2008), konnte in Valencia einen 2012er Lotus testen – und gab nach 115 Runden erstmals zu: „Es ist gut zu wissen, dass ich das wieder tun kann, was ich früher sechs Saisonen lang tat.“RenaultTeamchef Cyril Abiteboul spielte den Test herunter („In der RenaultFamilie gibt es großen Zusammenhalt“), meinte aber: „Robert will sein Limit ausloten. Wenn er sich bereit für eine F1-Rückkehr fühlt, muss er seine Zukunft klären.“Cheftechniker Alan Permane ergänzte: „Roberts Speed war in Ordnung, aber die größere Überraschung waren die vielen Runden, die er bewältigte. Wir stehen weiter in Kontakt mit ihm. Es ist kein weiterer Test geplant, aber es könnte durchaus einen geben.“Kubica hatte nach langer Rekonvaleszenz von 2013 bis 2015 Rallye-WM- und -EMLäufe bestritten.
Der Russe Michail Aleschin ist nach dem Einsatz in den 24 Stunden von Le Mans in Paris gestrandet. Der reguläre Pilot von Schmidt Peterson Motorsport in der amerikanischen Indycar-Serie kann wegen „Visumproblemen“vorerst nicht in die USA zurückkehren. Sein US-Team engagierte für den Lauf auf dem Road-America-Kurs in Elkhart Lake an diesem Wochenende den Kanadier Robert Wickens aus der Mercedes-DTM-Mannschaft. Wickens fuhr u. a. gegen den Salzburger Eng und den Wiener Bortolotti in der Formel 2 und testete 2011 für Marussia – sein bisher letzter Auftritt in einem Monoposto. Wickens war wie Aleschin kurzzeitig Red-Bull-Junior. Für ihn steht in einer Woche auf dem Nürnberger Norisring die DTM-Fortsetzung an.