Schule systematisch totreformiert
Der Leserbrief vom grünen Bildungssprecher Harald Walser (SN, 21. 6.) und die damit verbundene Kritik an Herrn Barazon soll nicht unwidersprochen bleiben.
Herr Barazon hat nämlich absolut recht, dass rote und grüne „Sozialromantiker“ durch ihre Forderung nach der Gesamtschule genau das Gegenteil einer Verbesserung der Schulsituation bewirken. Ich bin so vermessen zu behaupten, dass ich aufgrund meiner über 40-jährigen Tätigkeit als Lehrer etwas mehr Ahnung als sämtliche Bildungssprecher und sogenannte politische Bildungsexperten vom Schulalltag und den dazugehörigen Problemen habe!
Der Verweis, in Finnland und Südtirol funktioniere die Gesamtschule ja bestens, zeigt die Kurzsichtigkeit des Schreibers, da überhaupt nicht berücksichtigt wird, dass ein System für ein Land sehr wohl passen kann, aber deshalb noch lange nicht für ein anderes so funktionieren kann, da viele Umstände eben in verschiedenen Ländern anders sind!
Österreichs Politik hat es in den letzten Jahren verstanden, ein absolut funktionierendes differenziertes Schulsystem systematisch zu zerstören. Interessanterweise haben ausgerechnet die Sozialisten damit angefangen, die Hauptschulen, die lange Zeit dafür verantwortlich waren, dass Österreich eine genügende Anzahl von hervorragenden Handwerkern und Facharbeitern in Verbindung mit dem einzigartig erfolgreichen weiterführenden dualen Ausbildungssystem in den Berufsschulen hervorbrachte, systematisch totzureformieren! Es muss wohl aus einem tief verwurzelten Komplex gegenüber Akademikern kommen, dem die Forderung, für alle Bildungsschichten gleiche Bildungschancen zu ermöglichen, zugrunde liegt. Wogegen ja grundsätzlich nichts einzuwenden wäre, nur Tatsache ist, dass damit ausgerechnet von den Sozialisten eine Wende dahin eingeleitet wurde, dass nur der etwas „zählt“, der eine sogenannte „höhere Ausbildung“anstrebt, oder überhaupt am besten, sollten alle „Akademiker“werden. Nur wird leider dabei übersehen, dass gerade Länder mit der höchsten Akademikerquote auch die höchste Arbeitslosenrate haben, aber wer braucht schon einen Maurer, Elektriker, Installateur . . . bestenfalls noch einen Kfz-Mechaniker!
Fakt ist nun einmal, dass Menschen Individuen mit verschiedenem Potenzial und Fähigkeiten sind und deshalb nicht in einen „Topf“, sprich „Gesamtschule“gehören. Die Gesamtschule haben wir bereits in der vierjährigen Volksschule und die sogenannten Bildungsexperten sollten sich einmal die Mühe machen und das Ergebnis anschauen, was dabei rauskommt, um dann möglicherweise zum Schluss zu kommen, dass diese vielleicht für mittlerweile sehr viele Schüler (Migrationshintergrund) aufgrund der fehlenden Grundkenntnisse verlängert gehört, aber es durchaus auch viele Kinder gibt, die bei entsprechender Durchlässigkeit der Systeme zu „Höherem“, sowohl was Fach- als auch akademische Berufe anlangt, befähigt sind. Mag. Anton Pink,