Salzburger Nachrichten

Grüner Bundeskong­ress wählt Peter Pilz hinaus

Kein sicherer Listenplat­z für die Wahl im Herbst: Grüner „Aufdecker“wirft das Handtuch. Warum die Parteibasi­s den Promi durchfalle­n ließ.

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Im Eurofighte­r-Ausschuss führt er gerade das große Wort, auf dem grünen Bundeskong­ress ging er am Sonntag sang- und klanglos unter: Peter Pilz bekommt keinen sicheren Listenplat­z für die Wahl im Herbst und kündigt deshalb an, seine politische Karriere zu beenden.

Bei der Abstimmung über den vierten Platz auf der Bundeslist­e musste sich Pilz gegen Julian Schmid – einen seit 2013 im Nationalra­t sitzenden Jung-Grünen – mit 44,6 gegen 55,4 Prozent geschlagen geben. Nach der Abstimmung sprach Pilz von einer klaren demokratis­chen Entscheidu­ng, die er respektier­e. Für ihn beginne damit im Herbst ein Leben nach der Politik, auf das er sehr gespannt sei. „Vielen Dank, auf Wiedersehe­n“, lauteten seine Abschiedsw­orte an die grüne Parteibasi­s.

Diese Basis war Pilz schon lange nicht mehr grün. Seine Konflikte mit der mittlerwei­le zurückgetr­etenen Parteichef­in Eva Glawischni­g wurden ihm ebenso übel genommen wie seine Forderung nach einem linkspopul­istischen Kurs der Grünen und sein ausgeprägt­er Hang zur Selbstdars­tellung. Mit seinen gekonnten Auftritten im Eurofighte­r-Ausschuss versuchte Pilz, das Steuer nochmals herumzurei­ßen und bei der grünen Listenerst­ellung mit seiner Medienpräs­enz zu punkten, doch vergeblich.

Mit Pilz verlässt ein echtes Urgestein den Nationalra­t. Der 63-jährige Steirer, der seine politische Sozialisat­ion bei der Gruppe Revolution­ärer Marxisten erfuhr, gehört seit 31 Jahren dem Parlament an. Er war schon dabei, als die Grünen nach der Wahl 1986 erstmals in den Nationalra­t einzogen. Von 1992 bis 1994 war er sogar Parteichef der Grünen. Weithin bekannt wurde er in seiner Rolle als „Aufde- cker“. Erste Sporen verdiente er sich in den Untersuchu­ngsausschü­ssen zum LuconaSkan­dal und zur Noricum-Affäre. 2006 wurde er Vorsitzend­er des ersten Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­sses. Heuer setzte er alle Hebel in Bewegung, damit es einen zweiten U-Ausschuss zu dieser Causa gibt. Die Arbeit dieses Ausschusse­s – und damit auch die Arbeit von Peter Pilz – endet Mitte Juli.

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Abschied vom Hohen Haus muss Peter Pilz nehmen.

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