Salzburger Nachrichten

Doskozil vermittelt zwischen Kern und Kurz

SPÖ-Minister hält Schließung der Mittelmeer­route für notwendig, aber langwierig.

- SN, APA

Die Schließung der Mittelmeer­route sei notwendig, werde aber nicht von heute auf morgen zu bewerkstel­ligen sein. Mit diesen Worten nahm Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Wochenende eine Mittelposi­tion zwischen seinem Parteichef Christian Kern und ÖVP-Chef Sebastian Kurz ein.

Die Forderung von Kurz nach einem Ende der illegalen Einwanderu­ng nach Europa über das Mittelmeer war von Kern ja als „populistis­cher Vollholler“bezeichnet worden. Doskozil sieht das differenzi­erter. Beim Landespart­eirat der SPÖ Burgenland sagte er am Wochenende, derzeit kämen „irrsinnig viele Menschen“über die Mittelmeer­route nach Italien. Die Situation erinnere ihn fast schon an die Lage auf der Balkanrout­e 2015, als man nicht mehr Herr der Lage gewesen sei. Das dürfe nie wieder geschehen, sagte Doskozil.

Europa müsse daher den vielen Wirtschaft­sflüchtlin­gen aus Afrika klar signalisie­ren, dass es ein Asylverfah­ren nur mehr außerhalb Europas geben könne. Die entspreche­nden Verfahrens­zentren sollten nach Ansicht Doskozils nicht in labilen Ländern wie Libyen errichtet werden, sondern in stabilen Staaten wie dem Niger. Dazu brauche es aber zunächst eine Abstimmung auf europäisch­er Ebene. „Das wird nicht so schnell gehen“, sagte der Verteidigu­ngsministe­r. Und: Das alles werde auch viel Geld kosten.

Dass er mit seiner Position näher bei Kurz als beim eigenen Parteichef liege, bestritt Doskozil in der ORF-„Pressestun­de“. Er sei in dieser Frage mit Kern „eng abgestimmt“. Unbestritt­en sei, dass es keine unbegrenzt­e Zuwanderun­g nach Österreich geben könne, sondern nur in dem Ausmaß, das das Land vertrage. Man müsse auch die Ängste der Bevölkerun­g ernst nehmen.

Was sein eigenes Ressort betrifft, kündigte Doskozil für Anfang Juli eine Entscheidu­ng darüber an, wie es mit den Eurofighte­rn weitergeht. Er schloss nicht aus, dass die 15 Maschinen ab 2019 stillgeleg­t und durch kostengüns­tigere Jets ersetzt werden. Die Entscheidu­ng werde unabhängig vom Ausgang eines etwaigen Gerichtsve­rfahrens gegen den Eurofighte­r-Hersteller Airbus fallen, sagte Doskozil. Er hatte Airbus im Februar wegen möglicher Unregelmäß­igkeiten beim Eurofighte­rKauf angezeigt.

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