Viele Briten leben in Feuerfallen
Vom Hochhausbrand zum landesweiten Skandal: Experten haben bei Inspektionen von Hochhäusern in Großbritannien immer mehr Gebäude mit gravierenden Brandschutzmängeln entdeckt. Einige im Londoner Stadtteil Camden wurden als so gefährlich eingestuft, dass etwa 4000 Bewohner sofort ihre Wohnungen räumen mussten. Grenfell Tower, in dessen Flammen mindestens 79 Menschen umkamen, ist kein Einzelfall.
Klar ist nun: Viele Briten leben in Feuerfallen. Fachleute untersuchten bis Sonntag Dutzende Hochhäuser mit riskanten Fassaden – darunter auch einige in Manchester, Portsmouth und Plymouth. Das schockierende Ergebnis: Alle hatten Mängel. Das lässt Böses ahnen. Denn die Regierung hatte angekündigt, landesweit insgesamt 600 Hochhäuser mit einer ähnlichen Außenverkleidung wie beim Grenfell Tower überprüfen zu lassen. In dem Sozialbau hatte ein defekter Kühlschrank das Feuer entfacht, das sich über die Fassade dann rasend schnell durch alle 24 Stockwerke fraß.
Die Briten rätseln, wie so etwas passieren kann. Haben Baufirmen falsche Materialien eingesetzt? Wollten sie mit Pfusch Geld sparen? Sind die Brandschutzbestimmungen ungenügend? Oder haben die Behörden schlampig kontrolliert? Eventuell trifft sogar alles zu. Premierministerin Theresa May ordnete zum Grenfell Tower eine unabhängige Untersuchung an. Feuerwehr und Scotland Yard warnten vor voreiligen Schlüssen.
Bei den Hochhäusern in Camden, in denen viele Ärmere leben, schlug die Feuerwehr sofort Alarm: leicht entflammbare Außenfassade, keine Brandschutztüren, Mängel beim Schutz von Gasleitungen. Alle Mieter mussten sofort in Notunterkünfte übersiedeln.