Gesunde Ernährung kann Depression lindern
Eine Ernährungsumstellung könnte vor allem am Beginn der Erkrankung hilfreich sein.
Die Ernährungsqualität hat einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf von Depressionen. Darauf weisen die Ergebnisse der ersten kontrollierten randomisierten Studie (SMILES-Studie) hin. Diese Studie mit 67 schwer depressiven Patientinnen und Patienten zeigte, dass sich die Depression bei einer zwölfwöchigen Ernährungsumstellung verringern kann.
Die 55 Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer befanden sich bereits in Behandlung. 21 erhielten eine Psychotherapie in Kombination mit Antidepressiva, neun erhielten ausschließlich eine Psychotherapie, 25 ausschließlich Antidepressiva.
Die Patientinnen und Patienten mit Ernährungsumstellung erhielten eine individuelle Ernährungsberatung, therapeutische Unterstützung, motivierende Gesprächsführung sowie Unterstützung beim Setzen von Zielen. Der Fokus der Ernährungsberatung lag auf der qualitativen Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten. Die Betroffenen durften sich zwar satt essen, sie wurden aber dazu angehalten, folgende Verzehrsempfehlungen zu befolgen:
Vollkorngetreide (5–8 Portionen/Tag), Gemüse (6 Portionen/Tag), Obst (3 Portionen/Tag), Hülsenfrüchte (3–4 Portionen/Woche), fettarme und ungesüßte Milchprodukte (2–3 Portionen/Tag), rohe und ungesalzene Nüsse (1 Portion/Tag), Fisch (mind. zwei Mal/Woche), fettarmes, rotes Fleisch (3–4 Portionen/Woche), Huhn (2–3 Portionen/Woche), Eier (bis zu 6/Woche) und Olivenöl (3 Esslöffel/Tag). ExtraNahrungsmittel wie Süßigkeiten, Weißmehlprodukte, Frittiertes, Fast Food, verarbeitetes Fleisch und zuckerhaltige Getränke durften nur max. 3/Woche konsumiert werden. Um ihnen die Mitarbeit zu erleichtern, erhielten die Studienteilnehmer die Hauptlebensmittel für ihren neuen Ernährungsstil. Dazu kamen Rezepte und ein schriftlicher Ernährungsplan zum Nachlesen. Die Kontrollgruppe erhielt lediglich soziale Unterstützung. Beeindruckende 32 Prozent der Patientinnen und Patienten in der Ernährungsgruppe konnten nach der dreimonatigen Studienphase ein Nachlassen von Depressionssymptomen verzeichnen, in der sozial betreuten Gruppe waren es acht Prozent.
Eine Verbesserung des Ernährungsstils würde auch die Begleiterkrankungen positiv beeinflussen. Denn eine Depression erhöht das Risiko für Fettleibigkeit, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Umgekehrt erhöhen aber diese Erkrankungen auch das Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Unterstützung für eine gesunde Ernährungsweise könnte für depressive Patientinnen und Patienten daher vor allem zu Beginn sehr hilfreich sein. Denn das Einkaufen und Zubereiten gesunder Lebensmittel erfordert eine Grundmotivation, die krankheitsbedingt bei depressiven Menschen oft nicht mehr vorhanden ist.
Eine Ernährungsumstellung scheint zudem bei Depressionen vergleichsweise einfach und nahezu nebenwirkungsfrei zu sein. Ein weiterer positiver Nebeneffekt gesunder Ernährung: Sie ist finanziell günstiger. Eine Analyse von 20 Studienteilnehmern zeigte: Die ungesunde Ernährung kostete umgerechnet im Schnitt 97 Euro, die gesunde nur 79 Euro pro Woche.