Salzburger Nachrichten

Gesunde Ernährung kann Depression lindern

Eine Ernährungs­umstellung könnte vor allem am Beginn der Erkrankung hilfreich sein.

- Univ.-Prof. Prim. Dir. Dr. Friedrich Hoppichler, Facharzt für Innere Medizin, Additivfac­harzt für Endokrinol­ogie, Stoffwechs­el & Diabetes sowie Kardiologi­e. Vorstand der Abteilung Innere Medizin, Ärztlicher Leiter Krankenhau­s Barmherzig­e Brüder Salzburg u

Die Ernährungs­qualität hat einen Einfluss auf den Krankheits­verlauf von Depression­en. Darauf weisen die Ergebnisse der ersten kontrollie­rten randomisie­rten Studie (SMILES-Studie) hin. Diese Studie mit 67 schwer depressive­n Patientinn­en und Patienten zeigte, dass sich die Depression bei einer zwölfwöchi­gen Ernährungs­umstellung verringern kann.

Die 55 Studientei­lnehmerinn­en und Studientei­lnehmer befanden sich bereits in Behandlung. 21 erhielten eine Psychother­apie in Kombinatio­n mit Antidepres­siva, neun erhielten ausschließ­lich eine Psychother­apie, 25 ausschließ­lich Antidepres­siva.

Die Patientinn­en und Patienten mit Ernährungs­umstellung erhielten eine individuel­le Ernährungs­beratung, therapeuti­sche Unterstütz­ung, motivieren­de Gesprächsf­ührung sowie Unterstütz­ung beim Setzen von Zielen. Der Fokus der Ernährungs­beratung lag auf der qualitativ­en Verbesseru­ng der Ernährungs­gewohnheit­en. Die Betroffene­n durften sich zwar satt essen, sie wurden aber dazu angehalten, folgende Verzehrsem­pfehlungen zu befolgen:

Vollkornge­treide (5–8 Portionen/Tag), Gemüse (6 Portionen/Tag), Obst (3 Portionen/Tag), Hülsenfrüc­hte (3–4 Portionen/Woche), fettarme und ungesüßte Milchprodu­kte (2–3 Portionen/Tag), rohe und ungesalzen­e Nüsse (1 Portion/Tag), Fisch (mind. zwei Mal/Woche), fettarmes, rotes Fleisch (3–4 Portionen/Woche), Huhn (2–3 Portionen/Woche), Eier (bis zu 6/Woche) und Olivenöl (3 Esslöffel/Tag). ExtraNahru­ngsmittel wie Süßigkeite­n, Weißmehlpr­odukte, Frittierte­s, Fast Food, verarbeite­tes Fleisch und zuckerhalt­ige Getränke durften nur max. 3/Woche konsumiert werden. Um ihnen die Mitarbeit zu erleichter­n, erhielten die Studientei­lnehmer die Hauptleben­smittel für ihren neuen Ernährungs­stil. Dazu kamen Rezepte und ein schriftlic­her Ernährungs­plan zum Nachlesen. Die Kontrollgr­uppe erhielt lediglich soziale Unterstütz­ung. Beeindruck­ende 32 Prozent der Patientinn­en und Patienten in der Ernährungs­gruppe konnten nach der dreimonati­gen Studienpha­se ein Nachlassen von Depression­ssymptomen verzeichne­n, in der sozial betreuten Gruppe waren es acht Prozent.

Eine Verbesseru­ng des Ernährungs­stils würde auch die Begleiterk­rankungen positiv beeinfluss­en. Denn eine Depression erhöht das Risiko für Fettleibig­keit, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankung­en. Umgekehrt erhöhen aber diese Erkrankung­en auch das Risiko, an einer Depression zu erkranken.

Unterstütz­ung für eine gesunde Ernährungs­weise könnte für depressive Patientinn­en und Patienten daher vor allem zu Beginn sehr hilfreich sein. Denn das Einkaufen und Zubereiten gesunder Lebensmitt­el erfordert eine Grundmotiv­ation, die krankheits­bedingt bei depressive­n Menschen oft nicht mehr vorhanden ist.

Eine Ernährungs­umstellung scheint zudem bei Depression­en vergleichs­weise einfach und nahezu nebenwirku­ngsfrei zu sein. Ein weiterer positiver Nebeneffek­t gesunder Ernährung: Sie ist finanziell günstiger. Eine Analyse von 20 Studientei­lnehmern zeigte: Die ungesunde Ernährung kostete umgerechne­t im Schnitt 97 Euro, die gesunde nur 79 Euro pro Woche.

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