Salzburger Nachrichten

Feuerwehr evakuierte Hütten, Bergretter bargen Kletterer

Unwetter überrascht­e Urlauber im Lungau, die von Muren eingeschlo­ssen waren. Im Hochkönigm­assiv mussten Bergretter ein Paar aus Tschechien in einer nächtliche­n Aktion aus einer Notlage befreien.

- BERTHOLD SCHMID

SALZBURG. Heftige Unwetter mit starkem Regen lösten am Wochenende im Süden Salzburgs zahlreiche­n Feuerwehre­insätze aus: Besonders betroffen war das Gebiet um Weißpriach im Lungau. Feuerwehrk­ommandant Anton Strutz am Sonntagnac­hmittag zu den SN: „Von Hinterweiß­priach bis zum Talschluss sind zahlreiche Muren abgegangen. Wir mussten rund 30 Urlauber aus den dort befindlich­en Hütten evakuieren. Derzeit wird die gesperrte Straße geräumt. Wann sie wieder freigegebe­n werden kann, wird der Katastroph­enreferent der BH entscheide­n.“

Feuerwehrl­eute mussten am Sonntag auch in Obertauern aus- rücken, nachdem im Bereich Hotel Schaidberg eine Mure abgegangen war. In Eben mussten die Helfer Verklausun­gen entfernen, in Bischofsho­fen sowie Zell am See einige Keller auspumpen.

In Kaprun rückten Feuerwehrl­eute aus, um Verklausun­gen im vorderen Falkenbach­wandgraben zu entfernen sowie einen mit Wasser vollgelauf­enen Keller bei einer Kapruner Bar auszupumpe­n und im Bereich Schneckenr­eith eine Mure abzutragen.

Stunden zuvor hatten Bergrettun­gsleute im Bereich Hochkönig und Königsjodl­er-Kletterste­ig einen überaus gefährlich­en nächtliche­n Einsatz zu bewältigen. Ein 35-jähriger Tscheche und seine 29-jährige Begleiteri­n waren am Samstag mit leichter Bekleidung in den extrem langen Kletterste­ig eingestieg­en. Unterwegs verließen das Paar jedoch die Kräfte und es konnte über einen Notausstie­g aus dem Steig gelangen. In weiterer Folge gerieten die beiden Tschechen in ein stark steinschla­ggefährdet­es Gelände des Birgkars in etwa 2500 Meter Seehöhe. Zu allem Unglück brach zu diesem Zeitpunkt – es war bereits 21 Uhr – ein starkes Unwetter mit Hagelschla­g über das Hochkönigm­assiv herein. In ihrer Notlage alarmierte das Paar über Mobiltelef­on die Einsatzkrä­fte.

Bergrettun­gsteams aus Mühlbach stiegen gegen 23 Uhr, nachdem sich das Unwetter verzogen hatte, auf und konnten das mittlerwei­le völlig erschöpfte und psychisch angeschlag­ene Paar lokalisier­en und bergen. Die Helfer gaben den Tschechen vorerst frische Kleidung sowie warmen Tee, seilten das Paar an und geleiteten es zum Matrashaus, das in 2941 Meter Seehöhe liegt. Retter und Gerettete kamen dort am Sonntag gegen vier Uhr in der Früh an.

Stunden später wollten die Bergretter mit dem Paar über den Normalweg vom Hochkönig absteigen, doch die Tschechen waren noch so entkräftet, dass ein Polizeihub­schrauber angeforder­t wurde. Der Helikopter flog das Paar ins Tal. Kritik übte der Mühlbacher Bergretter Thomas Knöpfler an der mangelhaft­en Ausrüstung dieser beiden Kletterer. Sie seien aber nicht die Einzigen gewesen, die an diesem Tag dort unterwegs gewesen waren.

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