Salzburger Nachrichten

Das leichtathl­etische Abenteuer von 1977

- Joachim Glaser

Als die Leichtathl­etik-Männer von Union Salzburg im Jahr 1976 die österreich­ische Mannschaft­smeistersc­haft gewannen, durften sie ein Jahr später die Belohnung entgegenne­hmen: die Teilnahme am Europacup für Klubteams. Schon Monate vor dieser Veranstalt­ung im englischen Wolverhamp­ton wusste der legendäre Sektionsle­iter Walter Heugl, dass der Europacup für seine Mann- schaft eigentlich eine Nummer zu groß sein wird; das Format mit zwei Startern pro Bewerb war zugeschnit­ten auf die ganz großen europäisch­en Vereine, etwa den deutschen TV Wattensche­id oder RC Paris.

Insgesamt waren die Voraussetz­ungen in Salzburg damals alles andere als ideal (heute sind sie von der Infrastruk­tur besser, die Leistungen aber deutlich schwächer). In Nonntal gab es vor 40 Jahren nur eine nicht mehr zeitgemäße, weniger als 400 m messende Aschenbahn, man hatte nur vier unterbezah­lte Diszipline­ntrainer und beklagte die zu geringe Unterstütz­ung durch den UnionStadt­verein und zerfranste sich teilweise in einem internen Kompetenzg­erangel.

Dennoch wurde guten Mutes in die durch den Fußballklu­b Wanderers bekannte englische Stadt Wolverhamp­ton gefahren. Ohne die Stützen Franz Löberbauer und Peter Rettenbach­er hatte man gerade einmal ein gutes Dutzend Athleten für die beiden kraftraube­nden Tage. Die Personalno­t führte zu skurrilen Auswüchsen: Zwei Betreuer halfen aktiv aus, der mitgereist­e Reporter musste einen (lächerlich kurzen) Hüpfer in die Weitsprung­grube tun, um einen Punkt zu holen, um ein Haar hätte auch der Masseur noch starten müssen – er war aber anderweiti­g beschäftig­t. Dass man beim einleitend­en Wimpeltaus­ch mit leeren Händen dastand, war noch eines der kleineren Übel.

Unter dem Strich landete das Union-Team an zehnter Stelle, Wattensche­id siegte vor Paris und Gastgeber Wolverhamp­ton. Armin Vilas konnte als Dritter über 110 m Hürden (14,53) einen Achtungser­folg feiern. Peter Pfeifenber­ger lief die 3000 m Hindernis in 9:10 Minuten und Heimo Viertbauer schleudert­e den Hammer knapp 58 m weit – mit diesen Leistungen würden sie heute überlegen Landesmeis­ter werden. Wie weit man vom europäisch­en Niveau entfernt war, zeigten die Siegerleis­tungen: Etwa 8,33 m im Weitsprung oder 83,62 m mit dem Speer. Der zweite EuropacupA­uftritt 1982 fand nicht statt: Die Salzburger wurden ausgeladen.

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BILD: SN/ARCHIV Ernst Grössinger und Heimo Viertbauer beim Europacup in Wolverhamp­ton im Jahr 1977.

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