Müllsammeln auf dem Dach der Welt
Umweltinspektion in 8000 Metern Seehöhe: Der Bergsteiger Hans Wenzl besichtigte, wie viel Abfall auf dem Mount Everest liegt.
GRAZ. Mit der Exklusivität auf dem höchsten Berg der Welt ist es vorbei. Die Behörden in Nepal erwarten heuer eine Rekordzahl von Bergsteigern, die den Mount Everest besteigen wollen. Bislang wurden 372 Lizenzen vergeben, die den Aufstieg auf den 8848 Meter hohen Gipfel erlauben. Dazu kommen noch mindestens 400 Sherpas und andere Begleitpersonen. Damit steigt auch das Müllaufkommen auf dem „Dach der Welt“. Der aus Kärnten stammende Höhenbergsteiger Hans Wenzl hat kürzlich den Mount Everest im Rahmen einer internationalen Expedition bestiegen und vor Ort eine Umweltinspektion über das Abfallaufkommen vorgenommen.
Das Urteil des 46-Jährigen fällt insgesamt erfreulich aus: „Es hat sich in den vergangenen 15 Jahren einiges getan, am Aufstieg zum Everest-Basislager etwa sieht man nur vereinzelt weggeworfenen Müll.“Hier seien alle fünf bis zehn Kilometer aus Abfallmaterialien Müllinseln errichtet worden, wo man Glas, Aludosen, Papier und Plastik getrennt entsorgen könne. Die Regierung in Nepal sei sehr bemüht, die Wege und die Region sauber zu halten, immer wieder stoße man auf Hinweisschilder, keinen Müll illegal zu entsorgen. Im April beteiligten sich Bergsteiger an einem Frühjahrsputz auf dem Mount Everest. Allerdings: „Grundsätzlich ist die Müllsammelmoral bei der Bevölkerung und unter den Sherpas noch sehr gering“, sagt Hans Wenzl, der im Auftrag der Grazer Firma Saubermacher unterwegs war.
Neu ist, dass die Regierung für auf dem Mount Everest zurückgelassenen Abfall eine Kaution in der Höhe von 4000 Dollar einhebt. Den Betrag bekommt man erst nach einer Kontrolle durch den BasislagerManager zurück. Was üblicherweise weggeworfen wird? „Meist Plastikmüll, Flaschen, Verpackungen von Lebensmitteln oder Aludosen, die nicht mehr mitgeschleppt werden wollen.“Fallweise finde man auch Zeltfragmente oder leere Sauerstoffflaschen.
Auf den vier Hochlagern (zwischen 6150 und 7900 Metern) ist eine Müllsammlung nur unter größter körperlicher Anstrengung möglich. „Daher zahlen viele Expeditionen den Sherpas zwei Euro pro Kilogramm Müll, den sie auf dem Rückweg ins Basislager mitnehmen“, berichtet Wenzl, der den höchsten Berg der Welt ohne künstlichen Sauerstoff und auch ohne Hilfe von Sherpas bezwungen hat.
Der 46-Jährige – im Zivilberuf ist er als Polier in einer Baufirma tätig – hat bereits neun Achttausender erklommen. Seine nächste Expedition führt ihn vermutlich auf den berüchtigten K2 an der Grenze zwischen Pakistan und China. Die Hochsaison auf dem Mount Everest ist von April bis Mai sowie von Oktober bis November. In der gesamten Region halten sich hier jährlich rund 40.000 Bergsteiger auf. Wenzl und seine Begleiter haben nach ihrer Besteigung am 27. Mai rund 60 Kilogramm Müll ins Tal gebracht.
Zudem wurden Einheimische und Touristen über Abfallentsorgung aufgeklärt: „Es geht um die Vorbildwirkung und die Bewusstseinsbildung.“