Salzburger Nachrichten

Die Nase hat eine Extrafunkt­ion

Im Hochsommer kühlt die Nase des Hundes seinen ganzen Körper und schützt ihn so vor Überhitzun­g. Hunde mit platten Nasen haben es jetzt schwer.

- Kontakt: info@docwarter.com Tanja Warter

SALZBURG. Seit etlichen Jahren sind Hunde mit verknautsc­hten Schnauzen voll im Trend. Durch die zurückgezü­chtete Nase kommen die Augen schön groß heraus, und der gesamte Kopf des Hundes wirkt runder. Das entspricht dem Kindchensc­hema, intuitiv finden wir es niedlich.

Leider hat das Leben mit einer gequetscht­en Schnauze für die Tiere eine Schattense­ite, die sich vor allem bei Hitze dramatisch auswirkt. Bulldoggen, Möpse oder Boxer können ihren Temperatur­haushalt kaum noch regulieren, sie sind bei hochsommer­lichen Werten stark gefährdet, einen Hitzschlag zu erleiden. Das erhöhte Risiko hängt direkt mit der Anatomie ihrer Nasen zusammen, denn sie sind die Klimaanlag­en des Körpers.

Bekannterm­aßen können Hunde nicht schwitzen. Nur an den Pfoten haben sie Schweißdrü­sen. Die reichen aber nicht aus, um den gesamten Körper zu kühlen. Stattdesse­n gibt es in der Nase feine, eng zusammenfa­ltete Strukturen, Muscheln genannt, die mit feuchter Schleimhau­t überzogen sind. Zieht Luft daran vorbei, entsteht Verdunstun­gskälte. Damit kühlt die Schleimhau­t das Blut, das in ihren feinen, verzweigte­n Gefäßen fließt. Dieses gekühlte Blut wird in andere Teile des Körpers transporti­ert und schützt so vor Überhitzun­g.

Ist das System der Nase ausgelaste­t, kann ein Hund zusätzlich hecheln und auch über die Zunge Verdunstun­gskälte bilden.

Bei Knautschna­sen funktionie­rt dieses ausgeklüge­lte Prinzip nur schlecht, betroffene­n Hunden ist oft schon bei 23 Grad viel zu heiß, 30 Grad sind für ihre Körper nicht zu bewältigen. „Sollen sie doch mehr hecheln!“, möchte man sagen. Auch das funktionie­rt leider nicht immer. Hinten am harten Gaumen befindet sich ein Gaumensege­l. Gesunde Hunde können es beim Hecheln anheben, damit die Luft weiter in die Lunge strömt. Bei Rassen mit platter Schnauze klappt das oft schlecht, weil das Gaumensege­l zu lang ist. Etliche Bulldoggen und Möpse können also prinzipiel­l nur durch die Nase einatmen. Mittelfris­tig sollte ein zu langes Gaumensege­l deshalb operiert werden.

Bei 42 Grad Körpertemp­eratur droht ein Hitzschlag. Die Symptome: Starkes Speicheln, Torkeln, Zittern, das Tier wirkt orientieru­ngslos. Dann sollte es so rasch wie möglich in den Schatten gebracht und mit feuchten Tüchern abgekühlt werden. Ansonsten gilt: Spaziergän­ge in die Morgenund Abendstund­en verlegen, tagsüber in kühlen Räumen faulenzen, den Hund mit Tüchern anfeuchten oder, viele Hunde lieben das, mit dem Gartenschl­auch abduschen. Die Hitze-Highlights kommen vermutlich noch, die echten Hundstage beginnen ja erst am 23. Juli.

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BILD: SN/TANJA WARTER Mit dieser Nase muss Mopsdame Rosi atmen und ihren Körper kühlen. Aber wie soll das gehen?
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