Die Nase hat eine Extrafunktion
Im Hochsommer kühlt die Nase des Hundes seinen ganzen Körper und schützt ihn so vor Überhitzung. Hunde mit platten Nasen haben es jetzt schwer.
SALZBURG. Seit etlichen Jahren sind Hunde mit verknautschten Schnauzen voll im Trend. Durch die zurückgezüchtete Nase kommen die Augen schön groß heraus, und der gesamte Kopf des Hundes wirkt runder. Das entspricht dem Kindchenschema, intuitiv finden wir es niedlich.
Leider hat das Leben mit einer gequetschten Schnauze für die Tiere eine Schattenseite, die sich vor allem bei Hitze dramatisch auswirkt. Bulldoggen, Möpse oder Boxer können ihren Temperaturhaushalt kaum noch regulieren, sie sind bei hochsommerlichen Werten stark gefährdet, einen Hitzschlag zu erleiden. Das erhöhte Risiko hängt direkt mit der Anatomie ihrer Nasen zusammen, denn sie sind die Klimaanlagen des Körpers.
Bekanntermaßen können Hunde nicht schwitzen. Nur an den Pfoten haben sie Schweißdrüsen. Die reichen aber nicht aus, um den gesamten Körper zu kühlen. Stattdessen gibt es in der Nase feine, eng zusammenfaltete Strukturen, Muscheln genannt, die mit feuchter Schleimhaut überzogen sind. Zieht Luft daran vorbei, entsteht Verdunstungskälte. Damit kühlt die Schleimhaut das Blut, das in ihren feinen, verzweigten Gefäßen fließt. Dieses gekühlte Blut wird in andere Teile des Körpers transportiert und schützt so vor Überhitzung.
Ist das System der Nase ausgelastet, kann ein Hund zusätzlich hecheln und auch über die Zunge Verdunstungskälte bilden.
Bei Knautschnasen funktioniert dieses ausgeklügelte Prinzip nur schlecht, betroffenen Hunden ist oft schon bei 23 Grad viel zu heiß, 30 Grad sind für ihre Körper nicht zu bewältigen. „Sollen sie doch mehr hecheln!“, möchte man sagen. Auch das funktioniert leider nicht immer. Hinten am harten Gaumen befindet sich ein Gaumensegel. Gesunde Hunde können es beim Hecheln anheben, damit die Luft weiter in die Lunge strömt. Bei Rassen mit platter Schnauze klappt das oft schlecht, weil das Gaumensegel zu lang ist. Etliche Bulldoggen und Möpse können also prinzipiell nur durch die Nase einatmen. Mittelfristig sollte ein zu langes Gaumensegel deshalb operiert werden.
Bei 42 Grad Körpertemperatur droht ein Hitzschlag. Die Symptome: Starkes Speicheln, Torkeln, Zittern, das Tier wirkt orientierungslos. Dann sollte es so rasch wie möglich in den Schatten gebracht und mit feuchten Tüchern abgekühlt werden. Ansonsten gilt: Spaziergänge in die Morgenund Abendstunden verlegen, tagsüber in kühlen Räumen faulenzen, den Hund mit Tüchern anfeuchten oder, viele Hunde lieben das, mit dem Gartenschlauch abduschen. Die Hitze-Highlights kommen vermutlich noch, die echten Hundstage beginnen ja erst am 23. Juli.