Salzburger Nachrichten

Der Zugriff aufs Ersparte von Pflegebedü­rftigen soll weg

Der Pflegeregr­ess wird wieder zum Wahlkampft­hema. Alle Parteien wollen ihn abschaffen. Keine Einigung herrscht aber in der Frage, wie die Pflegeheim­e dann finanziert werden sollen.

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Die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses tauchte schon in einigen Wahlkämpfe­n auf. Diesmal sind alle Parteien dafür, dass bei der Unterbring­ung in Pflegeheim­en generell nicht mehr auf das Ersparte bzw. den Besitz der Heimbewohn­er zugegriffe­n werden soll, um die Kosten zu decken. Die SPÖ, deren Kanzler die Abschaffun­g schon in seinem Plan A gefordert und sie zur Koalitions­bedingung gemacht hat, drängt auf ein sofortiges Aus. Allerdings herrscht Uneinigkei­t, woher das Geld dann kommen soll. Die SPÖ will es aus einer Erbschafts- und Schenkungs­steuer lukrieren, die ÖVP lehnt das im Verein mit FPÖ, Neos und Team Stronach ab. ÖVPChef Kurz, der die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses in seinem am Dienstag vorgestell­ten Programm als einen von zehn Punkten für das Gesundheit­sund Pflegesyst­em nennt, will das Geld durch Einsparung­en und Umschichtu­ngen lockermach­en und den Regress erst dann abschaffen, wenn die Finanzieru­ng geklärt ist. Darauf pochen auch die für die Pflege zuständige­n Länder. Die SPÖ würde den Ländern erst einmal jährlich 100 Mill. Euro geben. Reicht nicht, sagen jene. Im Sozialmini­sterium geht man davon aus, dass spätestens im zweiten Jahr 200 Mill. Euro notwendig wären, da ohne Regress mehr Menschen in Heime kämen. Eine blitzartig­e Abschaffun­g ist aber nicht nur wegen der offenen Finanzfrag­e unrealisti­sch.

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