Salzburger Nachrichten

Die letzten Beschlüsse des Parlaments kosten Milliarden

Vom Ende des Pflegeregr­esses bis zum Universitä­tsbudget: Das „freie Spiel der Kräfte“und der Wahlkampf haben im Nationalra­t eine finale Betriebsam­keit ausgelöst.

- I.b.

Die letzten Wochen dieser Legislatur­periode kommen die Steuerzahl­er teuer zu stehen. Allein die jüngsten Beschlüsse im Nationalra­t belasten das Budget milliarden­schwer. Beim Beschluss der Finanzieru­ng der Unis wurde die angestrebt­e Studienpla­tzfinanzie­rung vorerst nicht fixiert. Die Kosten schlagen trotzdem von 2019 bis 2021 mit den vollen 1,35 Mrd. Euro zu Buche.

Das Ende des Pflegeregr­esses – der nicht im Regierungs­programm steht – kostet bis zu 200 Mill. Euro. Der Beschäftig­ungsbonus soll bis 2023 mit zwei Mrd. Euro zu Buche schlagen. Die Aktion 20.000, die Jobs für ältere Langzeitar­beitslose schafft, belastet das Budget bis zum Jahr 2019 mit netto 200 Mill. Euro.

Die nun abgesegnet­e Investitio­nszuwachsp­rämie für Klein- und Mittelbetr­iebe wird rund 140 Mill. kosten, jene für große Unternehme­n rund 91 Mill. Durch die am Donnerstag beschlosse­ne Erhöhung der Forschungs­prämie können sich Unternehme­n vom Finanzamt weitere rund 100 Mill. Euro zurückhole­n. Fi- nanzminist­er Schelling hat den Beschluss der kalten Progressio­n noch nicht ganz abgeschrie­ben. Eine Abschaffun­g würde das Budget mit 800 Mill. bis 1,1 Mrd. im Jahr belasten.

Das Gros der Beschlüsse ist aber nicht erst im Wahlkampf auf die Agenda gekommen, sondern steht im Regierungs­programm der gescheiter­ten Koalition.

Salzburgs Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne) ist über die überfallsa­rtige Abschaffun­g des Pflegeregr­esses bestürzt. Selbstvers­tändlich sei die Abschaffun­g notwendig, nicht aber in Form dieses „unüberlegt­e Schnellsch­usses“, für den es weder eine Folgenabsc­hätzung noch eine seriöse Finanzieru­ng gebe, kritisiert er im SN-Gespräch. Die Bundesregi­erung bringe die Bundesländ­er durch dieses „chaotische“, dem Wahlkampf geschuldet­e Vorgehen in große Nöte. Schellhorn: „Es sind ja wir, die garantiere­n müssen, dass es genug Plätze sowie ausreichen­d qualifizie­rtes Pflegepers­onal gibt.“

Die Bedarfspla­nungen für die kommenden Jahre seien in Salzburg abgeschlos­sen, das schlagarti­ge Ende des Pflegeregr­esses habe man nicht einplanen können. Der grüne Sozialland­esrat geht davon aus, dass ein „Run“auf die Seniorenwo­hnhäuser einsetzen werde, wie er in anderen Bundesländ­ern bei der Abschaffun­g des Angehörige­nregresses zu beobachten gewesen sei. Zweifellos müssten neue Plätze geschaffen werden, man wisse noch nicht, wie viele und wie schnell. Aber nicht nur Salzburg, „alle Länder und Gemeinden werden nun ihre Budgets neu berechnen müssen“.

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