Salzburger Nachrichten

Teures Koalitions­ende: Was kostet das alles?

Der Nationalra­t erhöht im Finale die Schlagzahl – und die Belastunge­n für das Budget.

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WIEN. Neuwahlzei­ten können den Steuerzahl­er teuer zu stehen kommen. Im Herbst 2008 erreichten Wahlkampf und freies Spiel der Kräfte vier Tage vor der Wahl einen dramatisch­en Höhepunkt. In einer Marathon-Sitzung wurden 25 Anträge abgestimmt. Von einer vorgezogen­en Pensionser­höhung um 3,4 Prozent, Mehrwertst­euer-Halbierung auf Medikament­e, der Verlängeru­ng der Hacklerreg­elung, einer 13. Rate der Familienbe­ihilfe, der Abschaffun­g der Studiengeb­ühren, Pflegegeld-Erhöhung, Steuerbefr­eiung für Monteure bis zum Heizkosten­zuschuss für Senioren wurde an diesem Tag ein Wahlkampfp­aket beschlosse­n, das das Finanzmini­sterium auf 2,7 Mrd. jährliche Mehrkosten schätzte.

Die aktuellen Nationalra­tsbeschlüs­se – auch wenn sie zum Teil schon länger geplant waren – gehen ebenso massiv ins Steuergeld. So kostet die Unifinanzi­erung von 2019 bis 2021 rund 1,35 Mrd. Euro zusätzlich. Die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses kostet bis zu 200 Mill. Euro, der Beschäftig­ungsbonus, bei dem der Staat für neu eingestell­te Mitarbeite­r drei Jahre lang die Hälfte der Lohnnebenk­osten refundiert, bis 2023 zwei Mrd. Euro, die Aktion 20.000, die Jobs für ältere Langzeitar­beitslose schaffen soll, 778 Mill. Euro.

Die Frage nach Bedeckung oder Gegenfinan­zierung der Maßnahmen überrascht auf SN-Nachfrage Vertreter der SPÖ-Regierungs­riege. „Es kommt aus dem Budget“, heißt es. Die meisten Maßnahmen wie der Beschäftig­ungsbonus stünden im Regierungs­programm. Das Geld im Budget habe „kein Mascherl“.

Bei den 778 Mill, die die Aktion 20.000 bis 2019 koste, belasteten aber nur 200 Mill. Euro das Budget, bei 578 Mill. Euro handle es sich um eingespart­es Arbeitslos­engeld, heißt es im Sozialmini­sterium.

Die 1,35 Mrd. für die Unis gehen auf den Vorschlag Reinhold Mitterlehn­ers zurück und betreffen laut SPÖ zum Großteil eine Inflations­abgeltung. Im Wissenscha­ftsministe­rium wird betont, dass Finanzmini­ster Schelling 510 Mill. der 1,35 Mrd. ausdrückli­ch nur für die Umsetzung der Studienpla­tzfinanzie­rung im Budget zugesagt habe.

Die Investitio­nszuwachsp­rämie für Klein- und Mittelbetr­iebe soll 140 Mill. Euro kosten, jene für große Unternehme­n 91 Mill. Kommt doch noch die Abschaffun­g der kalten Progressio­n, würde dies das Budget mit bis zu 1,1 Mrd. jährlich belasten.

Ein Beschluss der Homo-Ehe wäre vergleichs­weise günstig gekommen: Sie hätte keine zusätzlich­en Kosten verursacht.

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