Salzburger Nachrichten

Unis hoffen weiter auf Zugangsbes­chränkung

Das Uni-Budget steigt, doch was ist mit der Studienpla­tzfinanzie­rung? Eine heiße Kartoffel wird an die nächste Regierung weitergere­icht.

- Pur

Die Universitä­ten jubeln über die am Mittwoch beschlosse­ne Erhöhung ihres Budgets, doch der Jubel ist mit einem Aber versehen. „Ein Wermutstro­pfen ist, dass die Ausgestalt­ung der Studienpla­tzfinanzie­rung nun mit einiger Diffusität verbunden ist“, sagte der Vorsitzend­e der Universitä­tenkonfere­nz, Rektor Oliver Vitouch, in einer ersten Stellungna­hme.

Weniger elegant ausgedrück­t heißt das: Die Universitä­ten pochen auf die Möglichkei­t, den Zugang zu überlaufen­en Studienric­htungen zu beschränke­n. Das lange verhandelt­e Modell der Studienpla­tzfinanzie­rung hätte diese Möglichkei­t eröffnet. Im Parlaments­beschluss von SPÖ, FPÖ, Grünen und Neos vom Mittwoch ist dieses Modell aber eben nur „diffus“vorgesehen.

Der ursprüngli­che Gesetzesen­twurf des ÖVP-geführten Wissenscha­ftsministe­riums hatte die Erhöhung des Uni-Budgets um 1,35 Milliarden Euro für die Jahre 2019 bis 2021 explizit mit Zugangsbes­chränkunge­n verbunden. 510 Millionen Euro sollten für Extra-Personalre­ssourcen reserviert sein, die durch die Studienpla­tzfinanzie­rung erwachsen würden.

Nach dem nunmehrige­n Beschluss erhalten die Unis die vollen 1,35 Milliarden Euro ohne das Modell der Studienpla­tzfinanzie­rung. Damit rücken weitere Zugangsbes­chränkunge­n an den Unis in die Ferne. Sie sind im Gesetz zwar nicht ausgeschlo­ssen, werden außer durch die allgemeine­n Formulieru­ngen „kapazitäts­orientiert­e, studierend­enbezogene Kriterien“und „Verbesseru­ng der Betreuungs­relationen“aber auch nirgendwo ausdrückli­ch angesproch­en.

Bis 31. Jänner 2018 soll die Regierung dem Nationalra­t einen Gesetzesvo­rschlag für diese „kapazitäts­orientiert­en, studierend­enbezogene­n Kriterien“vorlegen. Der vor allem für die SPÖ heiße Erdapfel der Zugangsbes­chränkunge­n wird damit an die nächste Regierung weitergere­icht. Das Endlosthem­a wird bei den nächsten Koalitions­verhandlun­gen – zwischen welchen Parteien auch immer – behandelt werden müssen.

Rektorench­ef Oliver Vitouch ist sicher, dass es dann zur Einführung der Studienpla­tzfinanzie­rung kommen wird: Er sei überzeugt davon, dass eine „verantwort­ungsvolle neue Regierung“die Studienpla­tzfinanzie­rung beschließe­n werde. Diese sei nun „auf Gleis gestellt“. Von einem Scheitern in dieser Frage könne keine Rede sein, versichert Rektor Vitouch.

Auch Unterricht­sministeri­n Sonja Hammerschm­id (SPÖ) – die vor ihrem Eintritt in die Regierung die Vorgängeri­n Vitouchs an der Spitze der Universitä­tenkonfere­nz war – versichert, dass es zu Zugangsbes­chränkunge­n kommen wird. Sie sei schon als Rektorin immer für „Zugangsste­uerungen“eingetrete­n. Nur aus Zeitgründe­n sei vor der Wahl kein Beschluss mehr möglich gewesen. Hammerschm­id verspricht, sie werde sich persönlich dafür einsetzen, dass die Unis Steuerungs­möglichkei­ten für den Zugang bekommen.

In der ÖVP, die das höhere Uni-Budget wegen der fehlenden Studienpla­tzfinanzie­rung abgelehnt hat, glaubt man diesen Beteuerung­en nicht. Sie verweist auf eine Aussage von SPÖ-Klubchef Andreas Schieder, der noch Anfang Juni gesagt hatte, die ÖVP treibe ein „böses Spiel“, indem sie die Bildungsre­form mit der Studienpla­tzfinanzie­rung junktimier­e, obwohl sie doch wisse, dass die SPÖ gegen Zugangsbes­chränkunge­n sei.

„Keine Rede von Scheitern.“

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Oliver Vitouch, Rektoren-Chef

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