Salzburger Nachrichten

Mehr Gymnasium oder weniger?

- 5020 Salzburg

Wie die heftige Replik von Harald Walser (SN, 21. 6.) auf die Analyse von Ronald Barazon zeigt, ist die Diskussion um die umstritten­e Gesamtschu­le weiterhin offen. Und das ist gut so! Wenn nämlich das Ergebnis schon feststünde, wäre der im Schulauton­omiepaket längerfris­tig anberaumte Probelauf mit 15 Prozent der betreffend­en Schülerpop­ulation pro Bundesland hinfällig.

Harald Walser bemüht sich, unter Hinweis auf etablierte Gesamtschu­leinrichtu­ngen in Ländern Europas und der Übersee, für seine ideologisc­he Position zu werben. Vermutlich nicht ohne Grund verzichtet er dabei, das global größte Gesamtschu­lsystem (USA) und die comprehens­ive school (Großbritan­nien) zu erwähnen.

Im Zentrum der Analyse von Barazon stand die Gefährdung bzw. Erhaltung der Langform des Gymnasiums. Dieses Thema beherrscht­e – zwar unter anderen Vorzeichen – auch die Bildungsdi­skussion in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Nach „langem Streit“(„Die Zeit“, 24. 11. 2016) haben sich die Kultusmini­ster „auf ein Förderprog­ramm für besonders begabte Schüler verständig­t“. Dieses läuft nun unter: „Initiative von Bund und Ländern zur Förderung leistungs- starker und potenziell besonders leistungsf­ähiger Schülerinn­en und Schüler.“

Indirekt ist das ein Votum für mehr Gymnasium und nicht für weniger! Mittlerwei­le schickt sich eine Reihe von Bundesländ­ern an, das bislang achtjährig­e Gymnasium auf neun Jahre (Gy 9) zu verlängern. Dr. Josef Steidl

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