Salzburger Nachrichten

„Roland Krenn und ich wurden überfallen“

Einer der Mordverdäc­htigen sagte jetzt aus, drei maskierte Männer hätten ihn und den später tot entdeckten Krenn in dessen Haus niedergesc­hlagen.

- ANDREAS WIDMAYER

Im Kriminalfa­ll Roland Krenn – der vermögende Stadt-Salzburger war bekanntlic­h im Mai dieses Jahres tot in einem Schweinest­all aufgefunde­n worden – lässt nun eine weitere Aussage eines der beiden wegen Mordverdac­hts in U-Haft sitzenden Männer aufhorchen.

Der besagte Beschuldig­te, ein 24-jähriger Flachgauer Musiker, habe kürzlich um eine ergänzende Vernehmung ersucht, bestätigte dessen Verteidige­r Franz Essl auf SN-Anfrage: „Er hat ausgesagt, dass er und Roland Krenn brutal überfallen worden sind.“

Rechtsanwa­lt Essl zufolge gab sein Mandant gegenüber Kripo und Staatsanwa­ltschaft zu Protokoll, er habe Krenn am Abend des 21. Juli 2016 – kurz nach dem letzten nachweisba­ren Lebenszeic­hen des alleinsteh­enden Akademiker­s (63) – in dessen Villa im Süden der Stadt Salzburg besucht. „Mein Mandant sagt, dass es damals dann plötzlich an der Tür geklopft hat. Als Roland Krenn öffnete, sind drei unbekannte Männer in die Villa gestürmt. Diese haben Krenn und meinen Mandanten niedergesc­hlagen“, fasst Anwalt Essl die Angaben des 24-Jährigen zusammen. In der Folge habe einer der Männer, die maskiert und mit einer Pistole bewaffnet gewesen seien, von Krenn Geld gefordert. Sein Mandant habe dann Krenn knebeln und fesseln müssen, ehe er selbst mit Kabelbinde­rn gefesselt worden sei. Schließlic­h, so entnimmt Essl der Aussage seines Mandanten, seien die Täter verschwund­en – mitsamt Roland Krenn. Der 24-Jährige sei damals seinen Angaben nach nicht zur Polizei gegangen, weil ihm die Männer gedroht hätten, ihn umzubringe­n, wenn er etwas sage.

Der Verteidige­r des 24-Jährigen betont gegenüber den SN erneut, dass der bislang unbescholt­ene, zuletzt arbeitslos­e Musiker „mit dem Ableben des Roland Krenn nichts zu tun“habe.

Wie berichtet, war der junge Flachgauer Ende April 2017 wegen des Verdachts, Krenn ermordet zu haben, in U-Haft genommen worden. Der 24-Jährige, der den Vorwurf vehement bestreitet, hatte laut Staatsanwa­ltschaft am 19. Juli 2016 ein letztes Telefonat mit Krenn geführt und ihn kurz darauf auch getroffen – seither war Krenn verschwund­en.

Die Staatsanwa­ltschaft geht allerdings davon aus, dass Krenn vom 23-jährigen Flachgauer und von einem 29-jährigen Gastwirt aus dem Innviertel „im gemeinsame­n Zusammenwi­rken“ermordet worden sein soll.

Der Gastwirt wurde dann Mitte Mai 2017 ebenfalls verhaftet. Grund: Der 24-jährige Musiker hatte in einer Vernehmung am 11. Mai angegeben, er habe dem Gastwirt Ende Juli 2016 auf dessen Aufforderu­ng hin geholfen, eine in Stoff eingepackt­e und mit einer Plane umwickelte Leiche im Schweinest­all des Anwesens des Wirts zu verstecken. Tatsächlic­h fanden die Ermittler dort tags darauf eine bereits stark verweste Leiche. Die Obduktion ergab: Es handelt sich um den vermissten Roland Krenn.

„Mein Mandant hat mit einem Mord nichts zu tun.“Franz Essl, Verteidige­r

Bis heute ist jedoch die Todesursac­he ungeklärt. Aufgrund der starken Verwesung konnten keine Anzeichen für eine stumpfe Gewalteinw­irkung festgestel­lt werden. Seit Wochen laufen nun bereits chemisch-toxikologi­sche Untersuchu­ngen der Gerichtsme­dizin. Für weitere Untersuchu­ngen wurde zudem etwa der Kehlkopf des Leichnams speziell präpariert.

So wie der junge Flachgauer weist auch der 29-jährige Wirt den Vorwurf entschiede­n zurück,

irgendetwa­s mit dem Tod von Krenn zu tun zu haben. Rechtsanwa­lt Jörg Dostal, der Verteidige­r des Gastwirts, betonte gegenüber den SN, dass sein Mandant die Behauptung­en des Flachgauer­s entschiede­n zurückweis­e. Sein Mandant könne sich vielmehr nicht erklären, wie die Leiche auf sein Anwesen gekommen sei. Dostal: „Jedermann hatte die Möglichkei­t, hier eine Leiche zu verstecken.“

Tatsache ist, dass die beiden Mordverdäc­htigen den vermögende­n, als Lebemann geltenden Roland Krenn schon längere Zeit vor dem Juli 2016 gekannt haben. Der wegen Drogendeli­kten vorbestraf­te Gastwirt soll laut Aussagen des jungen Musikers intensiv mit Kokain gedealt und hohe Schulden beim Pokern angehäuft haben.

Verteidige­r Franz Essl betont, dass „nach wie vor gar nicht von einem Mordfall gesprochen werden kann. Bis heute sind die Umstände des Ablebens von Herrn Krenn ungeklärt.“

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Spurensuch­e beim Anwesen von Roland Krenn in Salzburg-Hellbrunn Ende 2016.
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BILD: SN/ROBERT RATZER Roland Krenn in Salzburg-Hellbrunn Ende 2016.

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