„Roland Krenn und ich wurden überfallen“
Einer der Mordverdächtigen sagte jetzt aus, drei maskierte Männer hätten ihn und den später tot entdeckten Krenn in dessen Haus niedergeschlagen.
Im Kriminalfall Roland Krenn – der vermögende Stadt-Salzburger war bekanntlich im Mai dieses Jahres tot in einem Schweinestall aufgefunden worden – lässt nun eine weitere Aussage eines der beiden wegen Mordverdachts in U-Haft sitzenden Männer aufhorchen.
Der besagte Beschuldigte, ein 24-jähriger Flachgauer Musiker, habe kürzlich um eine ergänzende Vernehmung ersucht, bestätigte dessen Verteidiger Franz Essl auf SN-Anfrage: „Er hat ausgesagt, dass er und Roland Krenn brutal überfallen worden sind.“
Rechtsanwalt Essl zufolge gab sein Mandant gegenüber Kripo und Staatsanwaltschaft zu Protokoll, er habe Krenn am Abend des 21. Juli 2016 – kurz nach dem letzten nachweisbaren Lebenszeichen des alleinstehenden Akademikers (63) – in dessen Villa im Süden der Stadt Salzburg besucht. „Mein Mandant sagt, dass es damals dann plötzlich an der Tür geklopft hat. Als Roland Krenn öffnete, sind drei unbekannte Männer in die Villa gestürmt. Diese haben Krenn und meinen Mandanten niedergeschlagen“, fasst Anwalt Essl die Angaben des 24-Jährigen zusammen. In der Folge habe einer der Männer, die maskiert und mit einer Pistole bewaffnet gewesen seien, von Krenn Geld gefordert. Sein Mandant habe dann Krenn knebeln und fesseln müssen, ehe er selbst mit Kabelbindern gefesselt worden sei. Schließlich, so entnimmt Essl der Aussage seines Mandanten, seien die Täter verschwunden – mitsamt Roland Krenn. Der 24-Jährige sei damals seinen Angaben nach nicht zur Polizei gegangen, weil ihm die Männer gedroht hätten, ihn umzubringen, wenn er etwas sage.
Der Verteidiger des 24-Jährigen betont gegenüber den SN erneut, dass der bislang unbescholtene, zuletzt arbeitslose Musiker „mit dem Ableben des Roland Krenn nichts zu tun“habe.
Wie berichtet, war der junge Flachgauer Ende April 2017 wegen des Verdachts, Krenn ermordet zu haben, in U-Haft genommen worden. Der 24-Jährige, der den Vorwurf vehement bestreitet, hatte laut Staatsanwaltschaft am 19. Juli 2016 ein letztes Telefonat mit Krenn geführt und ihn kurz darauf auch getroffen – seither war Krenn verschwunden.
Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus, dass Krenn vom 23-jährigen Flachgauer und von einem 29-jährigen Gastwirt aus dem Innviertel „im gemeinsamen Zusammenwirken“ermordet worden sein soll.
Der Gastwirt wurde dann Mitte Mai 2017 ebenfalls verhaftet. Grund: Der 24-jährige Musiker hatte in einer Vernehmung am 11. Mai angegeben, er habe dem Gastwirt Ende Juli 2016 auf dessen Aufforderung hin geholfen, eine in Stoff eingepackte und mit einer Plane umwickelte Leiche im Schweinestall des Anwesens des Wirts zu verstecken. Tatsächlich fanden die Ermittler dort tags darauf eine bereits stark verweste Leiche. Die Obduktion ergab: Es handelt sich um den vermissten Roland Krenn.
„Mein Mandant hat mit einem Mord nichts zu tun.“Franz Essl, Verteidiger
Bis heute ist jedoch die Todesursache ungeklärt. Aufgrund der starken Verwesung konnten keine Anzeichen für eine stumpfe Gewalteinwirkung festgestellt werden. Seit Wochen laufen nun bereits chemisch-toxikologische Untersuchungen der Gerichtsmedizin. Für weitere Untersuchungen wurde zudem etwa der Kehlkopf des Leichnams speziell präpariert.
So wie der junge Flachgauer weist auch der 29-jährige Wirt den Vorwurf entschieden zurück,
irgendetwas mit dem Tod von Krenn zu tun zu haben. Rechtsanwalt Jörg Dostal, der Verteidiger des Gastwirts, betonte gegenüber den SN, dass sein Mandant die Behauptungen des Flachgauers entschieden zurückweise. Sein Mandant könne sich vielmehr nicht erklären, wie die Leiche auf sein Anwesen gekommen sei. Dostal: „Jedermann hatte die Möglichkeit, hier eine Leiche zu verstecken.“
Tatsache ist, dass die beiden Mordverdächtigen den vermögenden, als Lebemann geltenden Roland Krenn schon längere Zeit vor dem Juli 2016 gekannt haben. Der wegen Drogendelikten vorbestrafte Gastwirt soll laut Aussagen des jungen Musikers intensiv mit Kokain gedealt und hohe Schulden beim Pokern angehäuft haben.
Verteidiger Franz Essl betont, dass „nach wie vor gar nicht von einem Mordfall gesprochen werden kann. Bis heute sind die Umstände des Ablebens von Herrn Krenn ungeklärt.“