Salzburger Nachrichten

Keine Demokratie für den Despoten

- Helmut L. Müller HELMUT.MUELLER@SALZBURG.COM

Vor wenigen Monaten hat sich die deutsche Bundesregi­erung noch um eine Entscheidu­ng gedrückt. Sie wollte Auftritte türkischer Spitzenpol­itiker vor dem türkischen Verfassung­sreferendu­m nicht generell untersagen – im Namen der Meinungsfr­eiheit. Stattdesse­n sollten Kommunen die unerwünsch­ten Reden verhindern, obwohl es dabei um eine außenpolit­ische Angelegenh­eit ging.

Jetzt hat die deutsche Regierung hingegen das Ansinnen des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan abgelehnt, am Rande des G20-Gipfels in Hamburg vor seinen Anhängern zu sprechen. Dieser Entscheid ist völlig in Übereinsti­mmung mit dem internatio­nalen Recht und politisch endlich ein klares Zeichen.

Denn erstens soll ein Politiker, der wie Erdogan zu Hause die Meinungsfr­eiheit knebelt, nicht hierzuland­e die Meinungsfr­eiheit dazu missbrauch­en, seinen freiheitsf­eindlichen Kurs auch noch zu rechtferti­gen. Und zweitens darf ein Politiker, der sein eigenes Land politisch derart polarisier­t wie Erdogan, keinesfall­s die internen Konflikte der Türkischen Republik in den deutschen Wahlkampf tragen und damit den inneren Frieden in der Bundesrepu­blik gefährden.

Getrogen hat die Hoffnung der Regierung in Berlin, ein Entgegenko­mmen könnte Erdogan mäßigen. Soll Erdogan auf deutschem Staatsgebi­et nun etwa Propaganda für die Todesstraf­e machen, während etwa der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel unschuldig eingekerke­rt ist? Nie und nimmer.

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