Salzburger Nachrichten

Eurofighte­r-Aus ist noch keineswegs fix

FPÖ sieht vorschnell­e Aussage des Verteidigu­ngsministe­rs. Die Kampfjets könnten Thema der Koalitions­verhandlun­gen werden.

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WIEN. Die Ankündigun­g Verteidigu­ngsministe­rs Hans Peter Doskozil (SPÖ), die Eurofighte­r spätestens 2020 stillzuleg­en, könnte sich als politische Absichtser­klärung ohne konkrete Folgen entpuppen. Denn die Entscheidu­ng trifft nicht mehr die scheidende, sondern erst die neu gewählte Regierung, und die ist an Doskozils Wünsche in keiner Weise gebunden.

„Das war eine vorschnell­e Aussage des Ministers“, sagt FPÖ-Wehrsprech­er Reinhard Bösch, dessen Partei möglicherw­eise der nächsten Regierung angehören wird. Die Sache werde vermutlich Thema der Koalitions­verhandlun­gen nach der Wahl sein, erwartet Bösch.

Seiner Meinung nach sind die Eurofighte­r wegen der hohen Betriebsko­sten zwar ein „Millioneng­rab“. Vor einer Entscheidu­ng müsse man aber wissen, was die als Ersatz geplanten neuen Kampfjets kosten und ob man die Eurofighte­r überhaupt verkaufen könne. Erst anhand der konkreten Zahlen könne die FPÖ eine Entscheidu­ng treffen, sagt Bösch.

Ähnlich sieht man das in der ÖVP: Er sei für jede Entscheidu­ng offen, die dem Steuerzahl­er Einspa- rungen bringe, hat Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling festgestel­lt.

Welche die sparsamste Lösung ist, wird man aber erst im Frühjahr 2018 wissen. So lang dürfte es dauern, bis konkrete Kostenvora­nschläge für die Eurofighte­r-Alternativ­en Saab Gripen und F-16 vorliegen. Im Bundesheer geht man für die angepeilte­n 18 Kampfjets von einem Kaufpreis in Höhe von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro aus. Als Erlös für die 15 Eurofighte­r – die nur als Ersatzteil­lager verkauft werden könnten – werden etwa 300 Millionen Euro erwartet.

Falls keine Leasing- oder Gebraucht-Variante gewählt wird, würde die Umstellung auf andere, im Betrieb günstigere Jets also Anfangsinv­estitionen von etwa einer Milliarde Euro erfordern. Beobachter im Heer halten es für unwahrsche­inlich, dass ÖVP oder FPÖ, falls sie der nächsten Regierung angehören, diese Summe investiere­n, um der SPÖ die späte Erfüllung ihres Wahlverspr­echens „Weg mit den Eurofighte­rn“zu ermögliche­n.

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BILD: SN/BMLV Einer der Eurofighte­r bei einer Flugschau in Zeltweg.

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