Salzburger Nachrichten

Schwanger mit 50: Vom Drama später Neuankömml­inge

- LENA

„Super-Woman“nennt man sie bewundernd, weil sie alles hinkriegt: Nicole Payan (Karin Viard) ist 49 Jahre alt und arbeitet Vollzeit. Ihr Mann Jean-Pierre (Philippe Rebbot) ist seit zwei Jahren arbeitslos, ihre Mutter (Hélène Vincent) wird immer vergesslic­her. Ihre Tochter Arielle (Manon Kneusé) hat selbst eine Tochter, schiebt aber alle Mutterpfli­chten auf Nicole ab, und ihr Sohn ist nie greifbar. Nicole ist die Heldin von „Das unerwartet­e Glück der Familie Payan“(ab Freitag im Kino). Das Sozialdram­a scheint programmie­rt. Das Spielfilmd­ebüt von Nadège Loiseau ist aber eine Familienko­mödie: Als Nicole entdeckt, dass viele ihrer Probleme auf eine späte ungewollte Schwangers­chaft zurückzufü­hren sind, ist das hier nicht Anlass für Tragik, sondern für turbulente Gesellscha­ftskomik. Dabei ist die Entscheidu­ng, das Kind zu bekommen, nicht einfach: Da sind Nicoles Muttergefü­hle, die Freude auf ein neues Leben, aber anderersei­ts auch ihr Bewusstsei­n, was sie bei ihren ersten beiden Kindern alles verkehrt gemacht hat.

Aber die Schwangers­chaft macht Nicole schwer zu schaffen, und nach ein paar Tagen im Spital sieht es daheim aus, als wäre eingebroch­en worden, weil ihr Mann schlicht inkompeten­t ist, den Haushalt zu schmeißen. Doch Nicole ist bereits im fünften Monat, und da ist in Frankreich kein regulärer Schwangers­chaftsabbr­uch mehr erlaubt, sie müsste über die Grenze in eine Klinik nach Holland.

So wild entschloss­en der Film zur herzlichen Komödie ist, so bemüht wirkt das alles dann aber doch: Die fantastisc­he Karin Viard spielt Nicole mit Energie, Witz und Mut, doch fast alle anderen erwachsene­n Figuren werden als erschütter­nd unfähig geschilder­t. Dabei gelingt Nadège Loiseau in den leiseren Momenten ihres Films große Aufrichtig­keit. Vielleicht ist sie einfach im falschen Genre gelandet.

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