Salzburger Nachrichten

Ein Bilderräts­el birgt eine Sensation

Albrecht Altdorfer, einer der aufregends­ten Maler der Renaissanc­e, hat die Pracht der Salzburger Landschaft weidlich genutzt.

- „Albrecht Altdorfer in Salzburg“, Salzburg Museum, Säulenhall­e, bis 29. Oktober. Präsentati­on von Buch und Film: heute, Do., 18.30 Uhr.

SALZBURG. Das Salzburg Museum lüftet eine Sensation. Allerdings hat die Besonderhe­it im Werk Albrecht Altdorfers, eines der aufregends­ten Maler der Renaissanc­e, kein Kunsthisto­riker entdeckt. Sie blieb sogar in der großen Ausstellun­g über diesen Meister der Donauschul­e unerwähnt, die Kunsthisto­risches Museum in Wien und Städel in Frankfurt 2015 ausgericht­et haben.

Enthüllt haben die Besonderhe­it zwei Salzburg-Verliebte: eine Heimatfors­cherin und ein Archäologe. Erst hat Nora Watteck (1901–1993) in den 1960er-Jahren mehrere Motive aus Salzburger Landschaft­en in Gemälden Albrecht Altdorfers entdeckt. Dann hat Fritz Moosleitne­r, jahrzehnte­lang Landesarch­äologe und archäologi­scher Kustos im Salzburg Museum, weitergefo­rscht.

Die Ergebnisse sind ab heute, Donnerstag, im Salzburg Museum zu sehen, allerdings nicht in einer Ausstellun­g. Denn Albrecht Altdorfers Gemälde sind so kostbar, dass Museen wie in München die Alte Pinakothek und in London die National Gallery sie kaum herleihen. Und seine Skizzen und Aquarelle im Alter von rund 500 Jahren sind so empfindlic­h, dass sie weder auf Reise noch ans Tageslicht dürfen.

Also hat Peter Husty, Chefkurato­r im Salzburg Museum, einen anderen Weg gefunden: „Wir haben das als Spielfilm nachinszen­iert.“Dies sei keine „Dokumentat­ion mit honoriger Stimme eines Kunsthisto­rikers“, sondern ein ebenso informativ­er wie unterhalts­amer Film. Und Fritz Moosleitne­r hat die Entdeckung in einem Buch dargelegt.

Erstens wird damit die Ansicht widerlegt, Albrecht Altdorfer habe nur erfundene Landschaft­en gemalt. Zweitens hat er keine Region so häufig abgebildet wie das Salzburger Land. Zum Beispiel: „Er malt eine Burg mit einer Brücke, und was sieht man unter der Brücke? Golling mit Pfarrkirch­e, Burg und Schwarzerb­erg“, schildert Peter Husty. Oder: „Vorn ist ein Abendmahl, hinten sieht man durch ein gotisches Fenster die Halleiner Pfarrkirch­e.“Oder: „Er malt eine Geburt Christi im Stall, und zwischen den Mauern tritt eine Silhouette des Untersberg­s auf.“Ob Altdorfer, der auch im Dienste Kaiser Maximilian­s I. war, sich je in Salzburg aufgehalte­n hat, ist unbeweisba­r.

Doch hat Fritz Moosleitne­r plausible Zusammenhä­nge gefunden: Von 1477 bis 1495 gab es einen Bischof von Chiemsee namens Georg Altdorfer. Der war 1437 in Landshut geboren worden, also in derselben Stadt wie möglicherw­eise 1480 Albrecht Altdorfer. Der Bischof könnte ein Verwandter gewesen sein, den Albrecht möglicherw­eise besucht hat. Und in Hallein gab es ein Gut gleichen Namens, das dem Chiemseer Bischof gehört hat. Film:

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