Ein Bilderrätsel birgt eine Sensation
Albrecht Altdorfer, einer der aufregendsten Maler der Renaissance, hat die Pracht der Salzburger Landschaft weidlich genutzt.
SALZBURG. Das Salzburg Museum lüftet eine Sensation. Allerdings hat die Besonderheit im Werk Albrecht Altdorfers, eines der aufregendsten Maler der Renaissance, kein Kunsthistoriker entdeckt. Sie blieb sogar in der großen Ausstellung über diesen Meister der Donauschule unerwähnt, die Kunsthistorisches Museum in Wien und Städel in Frankfurt 2015 ausgerichtet haben.
Enthüllt haben die Besonderheit zwei Salzburg-Verliebte: eine Heimatforscherin und ein Archäologe. Erst hat Nora Watteck (1901–1993) in den 1960er-Jahren mehrere Motive aus Salzburger Landschaften in Gemälden Albrecht Altdorfers entdeckt. Dann hat Fritz Moosleitner, jahrzehntelang Landesarchäologe und archäologischer Kustos im Salzburg Museum, weitergeforscht.
Die Ergebnisse sind ab heute, Donnerstag, im Salzburg Museum zu sehen, allerdings nicht in einer Ausstellung. Denn Albrecht Altdorfers Gemälde sind so kostbar, dass Museen wie in München die Alte Pinakothek und in London die National Gallery sie kaum herleihen. Und seine Skizzen und Aquarelle im Alter von rund 500 Jahren sind so empfindlich, dass sie weder auf Reise noch ans Tageslicht dürfen.
Also hat Peter Husty, Chefkurator im Salzburg Museum, einen anderen Weg gefunden: „Wir haben das als Spielfilm nachinszeniert.“Dies sei keine „Dokumentation mit honoriger Stimme eines Kunsthistorikers“, sondern ein ebenso informativer wie unterhaltsamer Film. Und Fritz Moosleitner hat die Entdeckung in einem Buch dargelegt.
Erstens wird damit die Ansicht widerlegt, Albrecht Altdorfer habe nur erfundene Landschaften gemalt. Zweitens hat er keine Region so häufig abgebildet wie das Salzburger Land. Zum Beispiel: „Er malt eine Burg mit einer Brücke, und was sieht man unter der Brücke? Golling mit Pfarrkirche, Burg und Schwarzerberg“, schildert Peter Husty. Oder: „Vorn ist ein Abendmahl, hinten sieht man durch ein gotisches Fenster die Halleiner Pfarrkirche.“Oder: „Er malt eine Geburt Christi im Stall, und zwischen den Mauern tritt eine Silhouette des Untersbergs auf.“Ob Altdorfer, der auch im Dienste Kaiser Maximilians I. war, sich je in Salzburg aufgehalten hat, ist unbeweisbar.
Doch hat Fritz Moosleitner plausible Zusammenhänge gefunden: Von 1477 bis 1495 gab es einen Bischof von Chiemsee namens Georg Altdorfer. Der war 1437 in Landshut geboren worden, also in derselben Stadt wie möglicherweise 1480 Albrecht Altdorfer. Der Bischof könnte ein Verwandter gewesen sein, den Albrecht möglicherweise besucht hat. Und in Hallein gab es ein Gut gleichen Namens, das dem Chiemseer Bischof gehört hat. Film: