Bregenz: Festspielbeginn mit Bekenntnis zu Europa
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Mittwoch bei der Eröffnung der 72. Bregenzer Festspiele die Wichtigkeit des Zusammenhalts in Europa und der europäischen Werte betont. „Sie sind der Stoff, aus dem wir unsere Zukunft zuversichtlich formen können“, sagte der Präsident. Die Bewältigung der Migration wiederum zwinge uns, Farbe zu bekennen, „wie ernst wir es mit Menschenrechten meinen“.
Mit Verweis auf die Kartenlegerin Carmen – aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet, die am Mittwochabend Premiere hatte – sprach Van der Bellen eine ungewisse Zukunft an. Wir lebten in einer Zeit, „in der alte […] Muster in Politik und Gesellschaft verblassen und das Neue gerade erst langsam dabei ist, Gestalt anzunehmen“. Dabei nannte der Bundespräsident Umwälzungen wie die Digitalisierung, aber auch die Ansprüche Chinas und Russlands, eine Weltmacht zu sein. Und die Weltmacht USA sei unberechenbar geworden. „Umso wichtiger ist und wird ein starker Zusammenhalt in der Europäischen Union“, betonte Van der Bellen – der dafür großen Applaus erhielt.
Dieses Europa sei nicht vom Himmel gefallen, und es habe die Zuversicht und die Aufbauarbeit mehrerer Generationen gebraucht. „Wir dürfen und werden dieses Europa nicht leichtfertig aufgeben“, betonte der Bundespräsident. In einer Zeit, in der sich vieles verändere, „sollten wir unseren Blick auch auf das richten, was sich nicht ändern soll und darf“, sagte Van der Bellen – und nannte die europäischen Grundwerte Freiheit, Gleichheit und Solidarität, ergänzt durch Toleranz und Respekt, Humanität und Empathie.
Im Hinblick auf das Flüchtlingsthema – und unter Bezugnahme auf die diesjährige Hausoper „Moses in Ägypten“– stellte Van der Bellen fest, dass uns das Migrationsthema nicht nur zu einem Bekenntnis bei den Menschenrechten, sondern auch bei den „Menschenpflichten“zwinge: nämlich „klarzustellen, was zu den Menschenpflichten zählt, an die sich alle – die Einheimischen und die Zugewanderten – zu halten haben“.
Auch Festspielpräsident HansPeter Metzler gab eine Antwort auf die Frage nach der Zukunft: „Ohne Kultur keine zukunftsfähige Zivilisation“, stellte Metzler in seiner Rede fest. Die Bregenzer Festspiele investierten alles, was erwirtschaftet werde, wieder in die Kunst und folglich in Kultur. So gelinge es „uns als Unternehmen, Kultur- und Gesellschaftsförderung für unsere Mitmenschen erlebbar und erfahrbar zu vereinen“.
Der wirtschaftliche Erfolg der Bregenzer Festspiele stand dabei – regenfreies Wetter vorausgesetzt – schon vor der Eröffnung fest. Sämtliche 28 „Carmen“-Vorstellungen sind ebenso ausverkauft wie die drei Aufführungen von „Moses in Ägypten“im Festspielhaus. Für die heuer 80 programmierten Veranstaltungen wurden insgesamt 214.000 Tickets aufgelegt.