Salzburger Nachrichten

Wer sind die Täter hinter der Kinderporn­oplattform „Elysium“?

- Anja Kröll

Seit Montag vergangene­r Woche sind sie offline. Jene Bilder und Musikvideo­s, die Alex L. (Name von der Redaktion geändert) in sozialen Netzwerken mit Kindern zeigen. Darunter Lieder, „die allen Kindern Mut machen, sich im Leben etwas zu trauen“, wie es L. nennt.

Alex L. ist jener 28-jährige Wiener, der seit Mai in U-Haft sitzt, weil er Teil von Europas größter Internetpl­attform für Kinderporn­ografie „Elysium“gewesen sein soll. Dabei soll der zweifache Familienva­ter Missbrauch­svideos von seinem heute fünfjährig­en Sohn und der siebenjähr­igen Tochter online gestellt haben. Und: seine beiden Kinder von einem 61-jährigen Bayern und einem 40-jährigen Burgenländ­er „auf Bestellung“vergewalti­gen haben lassen. In der eigenen Wohnung in Wien.

Die Frage bleibt: Wer sind die Männer, die sich zunächst im Darknet anonym verabredet­en und sich dann im realen Leben zum Missbrauch trafen?

Laut deutschen Medienberi­chten handelte es sich bei dem Betreiber des Forums um den 39-jährigen Frank M. Der Kfz-Meister soll von seiner Autowerkst­att aus Europas größten Kinderporn­oring gegründet und betrieben haben. Hier kam es laut einem Angestellt­en von M. auch zur Verhaftung. Der Angestellt­e wird in einem TV-Interview mit den Worten zitiert, dass man sich schon gefragt habe, warum die ganzen Rechner in der Firma in Hessen gestanden seien.

Frank M. und Alex L. – zwei Männer, die sich erst auf „Elysium“kennenlern­ten. Beide sind zweifache Familienvä­ter. Beide sollen sich im Umgang mit Kindern stets liebevoll gegeben haben. Das wird auch in den Videos von Alex L. ersichtlic­h. Seine beiden Kinder, deren Namen aus Opferschut­zgründen nicht genannt werden, spielen in vielen die

Normale Familienvi­deos und Missbrauch­staten

Hauptrolle. Man sieht glückliche Kinder, die schaukeln, die im Schwimmbec­ken toben, die sich an ihre Mama kuscheln – die im Rollstuhl sitzt. Auch Alex L. ist körperlich beeinträch­tigt.

Auf den Videos sind auch die weiteren Missbrauch­sopfer von L. zu sehen. Die beiden Kinder seiner Schwester. Insgesamt soll sich der Wiener, der sich im Netz gern mit seinem Schwager präsentier­te, an 13 Kindern vergangen haben. Seine eigenen beiden und die zwei Kinder seiner Schwester missbrauch­te er dabei schwer.

Andreas Zembaty vom Bewährungs­hilfeverei­n Neustart hat regelmäßig mit pädophilen Tätern zu tun. Von 11.000 Personen, die vom Verein während ihrer Bewährungs­hilfe unterstütz­t werden, handelt es sich in 400 Fällen um Missbrauch­stäter. Zwei Kategorien unterschei­den die Neustart-Experten dabei: psychosexu­elle und dissoziale Täter. „Bei psychosexu­ellen Tätern handelt es sich um Personen, die sonst keine weiteren Delikte gesetzt haben. In dissoziale­n Fällen ist dies anders: Die Betroffene­n sind Mehrfachtä­ter, oft ohne Job oder Wohnung“, erklärt Zembaty. Je nach Gruppe unterschei­de sich die Therapie. Entscheide­nd sei letztlich, „wie weit der Täter wieder auffällig wird, wie weit er sich meldet, bevor es zu einem neuerliche­n Missbrauch kommt“, sagt Zembaty.

Hier herrsche in Österreich Aufholbeda­rf. Zwar kann sich jeder Pädophile an einen Therapeute­n oder die Männerbera­tung wenden, doch laut Zembaty fehlt ein niederschw­elliges Angebot. „Wünschensw­ert wäre eine Einrichtun­g, die proaktiv ist. In Deutschlan­d gibt es etwa die Charité. Man darf Leute, die pädophile Impulse an sich wahrnehmen, nicht ins Dunkelfeld treiben. Die Botschaft muss sein, es wird nicht nur skandalisi­ert, sondern es gibt eine Öffentlich­keit, in der darüber geredet werden kann. Und zwar nicht erst, wenn man hinter Gittern sitzt“, sagt Zembaty.

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