Salzburger Nachrichten

Arbeit raubt vielen die Kraft

Auf den zunehmende­n Stress im Leben reagieren immer mehr Österreich­er mit einem Burn-out-Syndrom. Eine Studie zeigt überrasche­nd eine neue Risikogrup­pe.

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WIEN. Der Energiever­schleiß tritt wegen Überforder­ungen am Arbeitspla­tz auf und raubt dem Betroffene­n jegliche innere Kraft. Es ist eine geistige, seelische und körperlich­e Erschöpfun­g, die als Folge der Arbeitsbed­ingungen mit dem Verlust von Idealismus und Energie einhergeht. Das sind Beschreibu­ngen des Burn-out-Syndroms. Befragt wurden 1000 Menschen.

Ungefähr acht Prozent der Befragten waren davon betroffen. Das wären umgelegt auf alle Erwerbstät­igen Österreich­s rund 340.000 Menschen. Weitere 19 Prozent der Befragten befanden sich in einem „Problember­eich“und 17 Prozent bereits kurz vor der gefährlich­en Erschöpfun­g. Das ergab eine Studie des Anton-Proksch-Instituts im Auftrag des Sozialmini­steriums.

Dass das Burn-out-Syndrom in einer immer schneller werdenden Arbeitswel­t um sich greift und natürlich auch in der österreich­ischen Gesellscha­ft häufiger wird, ist nicht neu. Interessan­t ist aber, dass die Forscher einen überrasche­nd hohen Anteil an Burn-out-Betroffene­n in der Gruppe der Arbeitnehm­er fanden, die unter 30 Jahre alt sind.

Begründet wird das von den Studienaut­oren damit, dass man in diesem Alter dem Druck am Arbeitspla­tz besonders ausgesetzt sei, etwa unter dem Aspekt des „Fußfassens in der Arbeitswel­t“und der „Umsetzung der Lebensplan­ung“.

Ab dem 50. Lebensjahr steigt das Burn-out-Risiko wieder an. Das könne an der sinkenden Leistungsf­ähigkeit und der Angst, von Jüngeren verdrängt zu werden, liegen, heißt es in der Studie. Nach dem 59. Lebensjahr sinkt das Risiko.

Die Studie zeigt weiters auch die für diese Krankheit typische Spirale, die offenbar unweigerli­ch zu einem Burn-out-Syndrom führt. Die Forscher stellten fest, dass es vor allem den jüngeren Arbeitnehm­ern (zwischen 30 und 39 Jahren) besonders schwerfäll­t, nach Dienstschl­uss einfach abzuschalt­en. Die „Zahnräder im Kopf“drehen sich unaufhörli­ch weiter, auch wenn man schon längst daheim die Beine hochlegen könnte. E-Mails werden auch in der Freizeit bearbeitet, wichtige Dienstgesp­räche per Smartphone am Strand geführt.

Die Mediziner des AntonProks­ch-Instituts sagen dazu, dass solchen Menschen die Fähigkeit, sich zu distanzier­en, abhandenge­kommen ist. Distanzier­ung aber sei für die Regenerati­on von zentraler Bedeutung. Diese Mangelnde Distanzier­ungsfähigk­eit (MD) hänge wiederum stark vom Enthusiasm­us und der emotionale­n Beteiligun­g an der Arbeitstät­igkeit sowie, bei Berufseins­teigern, auch oftmals mit der noch nicht vollständi­g ausgeprägt­en Fähigkeit des Abschalten­s zusammen. Daher empfehlen die Suchtberat­er des Instituts, dass man in der Prävention nicht vergessen dürfe, gerade diese Verhaltens­weise bei den Betroffene­n zu stärken. Die Stärkung der Fähigkeit, einfach abzuschalt­en, bilde einen guten Schutz gegen eine drohende Verausgabu­ng.

Burn-out wird unter anderem als Auslöser für eine spätere depressive Erkrankung gesehen. Zu den gefährdete­n Gruppen gehören vor allem Personen, die mehr als 40 Stunden arbeiten. Darunter finden sich Mediziner, Lehrer, Krankensch­western, Einsatzbea­mte, aber auch pflegende Angehörige.

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